Zuletzt aktualisiert am 9. September 2024
Viele Vögel haben heutzutage Probleme, Nistplätze zu finden. Natürliche Nistphöhlen wie in Alt-/Totholz sind vielerorts rar geworden und bei Gebäudesanierungen werden vorher vorhandene Öffnungen und Nischen oftmals geschlossen, ohne Ausweichmöglichkeiten für Gebäudebrüter zu schaffen. Du kannst jedoch im Garten Nistkästen aufhängen und Vögeln so bei der Nistplatzsuche helfen.
Nistkästen aufhängen – Welches Material?
Holzbeton
Nistkästen gibt es in verschiedensten Materialien, Farben und Formen. Die besten Erfahrungen habe ich persönlich mit Nistkästen aus Holzbeton gemacht, da diese atmungsaktiv, wetterfest und langlebig sind.
Holz
Nistkästen aus Holz sind zwar ebenfalls atmungsaktiv, allerdings verzieht sich das Holz vor allem in feuchten Gegenden recht schnell und ohne regelmäßige Kontrolle auf irgendwelche unerwünschten Rissbildungen und entstandene Öffnungen kann es in den Kasten regnen und somit auf die Brut. Zudem sind viele Nistkästen aus Holz lediglich mit Teerpappe abgedeckt, die sich ebenfalls schnell löst oder rissig wird.
Nichtsdestotrotz rate ich nicht generell von einem Nistkasten aus Holz ab, es ist nur so, dass ich persönlich Nistkästen aus Holzbeton bevorzuge. Pluspunkt für Nistkästen aus Holz: Sie lassen sich problemlos in Eigenregie anfertigen und stellen somit auch ein tolles Projekt für Familien mit Kindern oder den begeisterten Hobby-Bastler dar. Darüber hinaus gibt es ein paar spezielle Nistkästen, die es nur in der Holzvariante gibt.
Kunststoff
Nistkästen aus Kunststoff sind zwar enorm wetterfest. Allerdings rate ich von dieser Variante ab, da sie nicht atmungsaktiv ist.
Nistkästen-Arten
Für welche Vogelarten?
Um das zu entscheiden, musst du zunächst wissen, welchen Vögeln du Nistplätze anbieten möchtest. Achte bei deiner Entscheidung neben persönlichen Vorlieben auch darauf, welche Vögel sich bereits in deinem Garten oder in der Nachbarschaft zeigen und prüfe zudem andere für die Vögel wichtige Faktoren wie ausreichendes Nahrungsangebot, bevorzugte Bepflanzung etc. Bei Vogelarten, deren Bedürfnisse in deinem Garten oder in der näheren Umgebung gedeckt werden, ist die Wahrscheinlichkeit natürlich höher, dass sie deine Nistkästen annehmen.
Höhlenbrüter
Wenn du dich festgelegt hast, welche Vogelarten du gerne in deinem Garten nisten sehen möchtest, dann ist es wichtig, zu wissen, ob diese Arten zu den Höhlenbrütern gehören. Wie der Name schon sagt, brüten diese Vögel in Höhlen. Hierbei ist zu unterscheiden zwischen Vogelarten, die sich ihre eigenen Höhlen beispielsweise in Totholz zimmern und Vogelarten, die bereits vorhandene Höhlen nutzen. Zu Ersteren gehört unter anderem Spechtarten wie z.B. der Buntspecht, Kleinspecht, Mittelspecht, Grünspecht, Grauspecht oder Schwarzspecht. Vogelarten wie Kohlmeise, Blaumeise, Kleiber, Wendehals, Star, Trauerschnäpper sowie einige andere mehr sind auf bereits vorhandene Höhlen angewiesen.
Freibrüter
Nistkästen werden jedoch nicht von allen Vogelarten angenommen. Manche Vogelarten sind beispielsweise Freibrüter, die ihre Nester in der Regel nicht in Höhlen oder Ähnlichem anlegen. Sie nutzen viel eher Reisighaufen, Wildsträucherhecke oder auch einfach nur dichtes Gestrüpp in Bodennähe etc. um ihr Nest zu bauen. Zu den bekannten Freibrütern gehören beispielsweise die Amsel und Singdrossel aber auch Rotkehlchen, Zaunkönig, Zilpzalp und einige andere mehr.
Was tun mit seltenen Vogelarten?
Wenn du seltenere Vögel unterstützen möchtest, dann empfiehlt es sich, die hiesigen Naturschutzverbände zu kontaktieren. In der Regel können diese dir sagen, ob die von dir gewünschte Vogelart bei dir in der Gegend vorkommt und ob es Sinn macht, Nistkästen für die von dir favorisierten Vogelarten zu erwerben. Da gerade Spezialnistkästen wie zum Beispiel häufig recht teuer sind, kannst du dir einige Fehlinvestitionen ersparen, wenn du dich vor dem Kauf gut informierst.
Zu solchen Spezialnistkästen gehören beispielsweise Brutröhren für den Eisvogel oder den Steinkauz. Beide Vogelarten sind extrem faszinierend und spannende Vertreter ihrer Art und können wirklich jede Hilfe gebrauchen, dennoch sollte vor dem Kauf unbedingt geklärt werden, ob diese Vogelarten im betreffenden Areal überhaupt vorkommen. Noch dazu gibt es bei der Anbringung ein paar Dinge zu beachten, daher lohnt sich in diesem Fall vor dem Kauf von Nisthilfen der oben erwähnte Kontakt zu entsprechenden Fachstellen.
Aber auch bei den häufigeren Vogelarten lohnt sich eine Nachfrage. Es gibt nämlich auch Höhlenbrüter wie beispielsweise die Sumpfmeise, die generell zwar in Höhlen nistet, künstliche Nistkästen jedoch nicht so häufig wie andere Meisenarten nutzt.
Solltest du aus irgendeinem Grund keine ausreichenden Informationen zu den für dich interessanten Vogelarten bekommen, dann kannst du dich auch im ADEBAR (Atlas Deutscher Brutvogelarten) oder vergleichbaren Quellen schlau machen. Dort findest du viele interessante Details zu Verbreitung etc. verschiedener Brutvogelarten.
Nach deinen Recherchen kannst du dann die Nistkästen aufhängen, bei denen zumindest eine gewisse Wahrscheinlichkeit für eine Belegung gegeben ist.
Einflugloch & Co.
Generell ist es so, dass verschiedene Vogelarten häufig verschiedene Nistkästen nutzen. So spielt die Größe des Einflugloches eine Rolle, aber auch die Frage, ob der Nistkasten ein Einflugloch oder mehrere aufweist, ob es sich um eine sogenannte Halbhöhle oder vielleicht sogar um ganz spezielle Nistkästen wie beispielsweise denen für Gartenbaumläufer oder Mauersegler handelt.
So gibt es zum Beispiel Vogelarten, die keine komplett geschlossenen Nisthöhlen nutzen, sondern lieber Halbhöhlen beziehen. Bei einer Halbhöhle ist der Nistkasten nach vorne hin etwa zur Hälfte offen, was besondere Aufmerksamkeit bei der Anbringung erfordert, da die Brut durch solch große Öffnungen natürlich leichtere Beute von Fressfeinden werden kann. Die Hersteller von Nistkästen geben in der Regel an, für welche Vogelarten sich die verschiedenen Modelle eignen sowie in einigen Fällen auch Tipps zur Anbringung.
Nistkästen aufhängen – Wann?
Der ideale Zeitpunkt
Nistkästen werden idealerweise im Herbst aufgehängt. So können die Vögel in deinem Garten sich bereits damit vertraut machen und die Nistkästen eventuell in kalten Nächten auch schon als Schlafplatz nutzen.
Darüber hinaus sind Nistkästen im Winter vor allem für Bilche wie beispielsweise Garten- und Siebenschläfer interessant. Je nach Ausführung werden Nistkästen zudem unter Umständen auch von Fledermäusen aufgesucht.
Außerdem sorgt eine frühe Anbringung dafür, dass die Vögel sofort zu Beginn der Brutperiode damit beginnen können, die Nistkästen zu inspizieren und bei Gefallen dann in Beschlag zu nehmen.
Ausweichzeitpunkt
Solltest du den idealen Zeitpunkt für die Aufhängung im Herbst jedoch verpasst haben, dann kannst du Nistkästen auch noch im Januar oder Februar aufhängen. Je nach Witterung und Vogelart beginnen die Vögel zeitiger oder etwas später mit wer Nistplatzsuche und mit etwas Glück wird der Nistkasten noch im selben Jahr belegt. Falls nicht, dann hast du den Vögeln eben für das kommende Jahr schon etwas Gutes getan.
Wenn du einfach generell das Nistplatzangebot in deinem Garten erhöhen möchtest und es dir nicht darum geht, dass der Nistkasten noch im selben Jahr bezogen wird, dann kannst du neue Nistkästen natürlich das ganze Jahr über aufhängen.
Wetterschutz
Nistkästen sollten wettergeschützt aufgehängt werden. Das heißt zum einen, dass das Einflugloch in Richtung Südosten/Osten ausgerichtet sein sollte, damit der Wind nicht direkt in das Einflugloch pfeift. Weiterhin ist es sehr wichtig, Nistkästen so aufzuhängen, dass sie nicht der prallen Sonne ausgesetzt sind. Die Temperaturen könnten sonst in einem solchen Nistkasten ins Unermessliche steigen.
Zudem sollten Nistkästen nicht nach hinten geneigt angebracht sein, damit kein Regen durch die Öffnung(en) ins Innere gelangen und die Brut gefährden kann. Am besten hängen Nistkästen daher senkrecht oder leicht nach vorne geneigt.
Nistkästen aufhängen – Wo?
Aufhängehöhe
Nisthöhlen kannst du an Bäumen aufhängen. Hier sollten sie etwa in 1,8-2,5 Metern Höhe angebracht werden. Beachte bitte, dass es einige Nistkästen gibt, für die spezielle, hiervon abweichende Aufhängehöhen vorgesehen sind. Normalerweise liegt dem Nistkasten ein kleines Infoblatt bei, dem du die empfohlene Aufhängehöhe entnehmen kannst. Wenn nicht dann wende dich einfach an den Hersteller, bei dem du den Nistkasten erstanden hast und frage sicherheitshalber nach.
Ein rein praktischer Tipp: Ist für den Nistkasten keine spezielle Aufhängehöhe vorgesehen, dann empfehle ich dir, die Nistkästen so aufzuhängen, dass sie zum einen zwar sicher hängen, du sie aber auch gut erreichen kannst, wenn du die Nistkästen reinigen musst. Mit ausgestreckten Armen (je nach Körpergröße) oder einer kleinen, stabil stehenden beziehungsweise fest eingebauten Trittstufe lässt sich das für viele Nistkästen auch ohne Leiter bewerkstelligen. Jeder Einsatz auf einer Leiter stellt für dich selbst eine Gefahr dar, die gerade im Garten (rutschige Sprossen, schlechter Stand der Leiter etc.) nicht unterschätzt werden sollte.
Wenn du Nistkästen allerdings an einem Platz aufhängst, der frei zugänglich ist, dann empfiehlt es sich, diese zumindest so hoch zu hängen, dass sie nicht einfach so im Vorbeilaufen erreicht werden können und so besser vor menschlicher Neugierde und Zerstörungswut geschützt sind. Am sichersten hängen Nistkästen aber letztendlich immer an einem Platz auf dem eigenen Grundstück, der nicht sofort einsehbar und/oder idealerweise eingezäunt ist.
Schutz vor Fressfeinden
Achte beim Aufhängen auch darauf, dass die Nistkästen vor möglichen Feinden wie beispielsweise Katzen und Marder bestmöglich geschützt sind. Aus diesem Grund solltest du konventionelle Halbhöhlen beispielsweise an Gebäudewänden anbringen und darauf achten, dass der Nistkasten auch durch Sprünge und geschickte Klettereien der Fressfeinde nicht zu erreichen ist.
Aber auch bei Nisthöhlen gilt es darauf zu achten, dass sie so sicher wie möglich aufgehängt werden. Achte zum Beispiel darauf, dass sich direkt unterhalb oder neben dem Nistkasten kein Ast befindet, auf den sich ein möglicher Fressfeind setzen könnte, um so bequem nach den Eiern oder Jungen zu „angeln“.
Es gibt übrigens auch Nistkästen mit sogenannten Marderschutz. Hierbei ist in den Nistkasten rund um das Einflugloch eine Art Ausbuchtung eingebaut, wodurch die Entfernung vom Einflugloch zu den Jungen im Nest etwas verlängert wird und somit das Herausziehen von Jungvögeln beispielsweise mittels Pfote erschwert wird.
Darüber hinaus gibt es wie auf dem Bild unten zu sehen auch noch Nistkästen mit kleinen Schutzgittern, die oben und seitlich um das Einflugloch angebracht sind und so das „Herausangeln“ der Brut durch Marder oder Katzen erschweren. Trotz solcher Schutzmaßnahmen wie den hier erwähnten solltest du dich beim Aufhängen von Nistkästen nicht alleine auf diesen Schutz verlassen und alle weiteren Empfehlungen bezüglich eines sicheren Nistplatzes einhalten.
Nistkästen aufhängen – Womit?
Alunagel
Sollen die Nistkästen direkt an einem Baum aufgehängt werden und gibt es keine Möglichkeit, die Nistkästen baumschonend aufzuhängen, dann sollte ein Alunagel verwendet werden. Dieser ist schonender für den Baum als die meisten handelsüblichen Schrauben oder Nägel.
Empfehlenswert ist es auch, den Aufhängedraht der Nistkästen bei der jährlichen Reinigung immer wieder ein klein wenig hin- und herzubewegen bzw. dessen Position anzupassen, damit er nicht mit der Zeit in den Baum einwächst. Der Aufhängedraht auf dem Bild unten ist zwar noch nicht eingewachsen, wird er aber in absehbarer Zeit nicht etwas „freigelegt“, damit er wieder lockerer hängt, wird dies bald der Fall sein.
Aufhängehaken
Für einige Nistkästen gibt es Aufhängehaken, die du einfach um einen Ast legen kannst und mit denen du den Nistkasten aufhängen kannst, ohne den Baum zu verletzen. Je nach verwendetem Material des Aufhängehakens kann es empfehlenswert sein, diesen beispielsweise mit Juteband oder Ähnlichem zu umwickeln, damit auch der Ast durch das Material (häufig Draht) nicht beschädigt wird. Achte bei solchen Aufhängehaken bitte auch darauf, dass die Nistkästen nicht zu stark schaukeln, sodass die Kleinen im Inneren auch bei Sturm etc. sicher sind.
Nistkästen aufhängen – Und danach?
Vögel beobachten
Wenn die Nistkästen aufgehängt sind, kannst du erst einmal dein Werk genießen und die Vögel in deinem Naturgarten beobachten. Wenn du das Ganze systematisch angehst, dann kannst du dabei auch interessante Erkenntnisse zu den verschiedenen Vogelarten und der Nutzung der von dir angebotenen Nistkästen machen.
Du kannst hierzu beispielsweise die Nistkästen mit Nummern versehen und dir eine Datei im Tabellenformat anlegen, in der du jedes Jahr einträgst, welcher Nistkasten von welcher Vogelart belegt wurde und ob die Brut erfolgreich war. Bei der jährlichen Reinigung der Nistkästen kannst du zudem darauf achten, welches Nistmaterial von den Vögeln verwendet wurde.
Mit der Zeit und einigen Beobachtungen kannst du gewisse Muster erkennen, wie zum Beispiel gewisse Vorlieben der verschiedenen Vogelarten in Bezug auf Nistkästen, Nistmaterial etc. Ein schönes Beispiel hierfür ist der geöffnete Nistkasten, den du im Bild unten siehst. Mit etwas Erfahrung erkennst du an den eingetragenen hauchdünnen Kiefernrindenstückchen auf einen Blick, dass hier ein Kleiber am Werk war. Diese Informationen können für dich Gold wert sein, denn so kannst du deinen Garten noch gezielter auf die einzelnen Vogelarten ausrichten und ihn so mit der Zeit immer vogelfreundlicher und attraktiver für Vögel zu machen.
Reinigen
Alleine mit dem Aufhängen von Nistkästen ist es jedoch nicht getan. Einmal im Jahr müssen Nistkästen gereinigt und dabei altes Nistmaterial entfernt werden. Im Prinzip gibt es zwei Zeitfenster, um die Nistkästen zu reinigen. Eines liegt im Spätsommer und das andere vor am Winterende vor Beginn der Brutsaison. Welche Vor- und Nachteile die beiden Zeitfenster haben, kannst du im Artikel „Nistkästen reinigen – Wann?“ nachlesen.