Der Buntspecht ist der wohl bekannteste unserer Spechte. Er lässt sich recht häufig auch an Futterstellen im Garten beobachten.
Buntspecht Steckbrief
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- Ordnung: Spechtvögel (Piciformes)
- Familie: Spechte (Picidae)
- Wissenschaftlicher Name: Dendrocopos major
- Englischer Name: Great Spotted Woodpecker
- Französischer Name: Pic épeiche
- Weitere Namen: /
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- Aussehen: Unterseite grauweiß, Oberseite schwarz mit weißen Schulterflecken, schwarzer Bart- und Ohrstreif (durchgehend bis zum Genick); Männchen mit rotem Nackenfleck, Weibchen ohne Rot am Kopf, Jungvögel mit roter Kappe. ((Vgl. BEZZEL (1996), S. 344.))
- Größe/Länge: 23 cm ((STICHMANN (2005), S. 170/1.))
- Spannweite: 34-39 cm ((Vgl. BALZARI | GRAF | GRIESOHN-PFLIEGER | GYGAX | LÜCKE (2013), S. 381.))
- Gewicht: 70-90 g ((HUME (2016), S. 248.))
- Vorkommen: Brutvogel im Nadel- und Laubwaldgürtel Eurasiens (mit Ausnahme einiger weniger Gebiete). ((Vgl. BEZZEL (1996), S. 344.))
- Lebensraum: Wälder, Feldgehölze, Parks, Gärten. ((Vgl. STICHMANN (2005), S. 170/1.))
- Lebenserwartung: 5-10 Jahre ((HUME (2016), S. 248.))
- Bevorzugte Speisen: Insekten, Blutungssaft von Bäumen, fettreiche Samen; mitunter auch Eier und kleine Jungvögel. ((Vgl. BEZZEL (1996), S. 344-345.))
- Fressfeinde: Greifvögel, Rabenvögel, Marder
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- Beobachtungszeitraum: Ganzjährig. ((Vgl. BALZARI | GRAF | GRIESOHN-PFLIEGER | GYGAX | LÜCKE (2013), S. 381.))
- Zugverhalten: Standvogel/Kurzstreckenzieher ((Vgl. BALZARI | GRAF | GRIESOHN-PFLIEGER | GYGAX | LÜCKE (2013), S. 381.))
- Brutzeit: Mitte April bis Mitte Juli. ((Vgl. BALZARI | GRAF | GRIESOHN-PFLIEGER | GYGAX | LÜCKE (2013), S. 381.))
- Anzahl Brutpaare Deutschland: 550 000-750 000. ((Vgl. BALZARI | GRAF | GRIESOHN-PFLIEGER | GYGAX | LÜCKE (2013), S. 381.))
- Gefährdet durch: Ausräumung von Alt-/Totholz in Wäldern
- Gefährdungsgrad: Nicht gefährdet. ((Vgl. BALZARI | GRAF | GRIESOHN-PFLIEGER | GYGAX | LÜCKE (2013), S. 381.))
Lebensweise/Fortpflanzung:
Der Buntspecht legt seine Bruthöhle vorzugsweise in Stämmen und starken Ästen von Weichhölzern an. Ab Mitte April legt er dort 5-7 weiße Eier, die 10-12 Tage bebrütet werden. Die Jungen verbleiben circa 20-23 Tage im Nest. ((Vgl. BEZZEL (1996), S. 344.))
Besonderheiten:
Zwei Körpermerkmale helfen dem Buntspecht besonders gut beim Klettern: seine Zehen und sein Schwanz. Mit seinem kräftigen Schwanz kann er sich am Baumstamm abstützen und so zusätzliche Stabilität erlangen. Zudem zeigen zwei seiner Zehen nach vorne, während die beiden anderen nach hinten zeigen und dem Buntspecht so einen sicheren Halt ermöglichen. ((Vgl. BURTON (2004, 2008, 2013), S. 150.))
Interessantes:
Der Buntspecht nimmt im Winter auch Nadelbaumsamen zu sich. Um diese möglichst gut bearbeiten zu können, nutzt er die so genannte “Spechtschmiede”.
Hierunter versteht man beispielsweise eine Astgabel, in der der Buntspecht Zapfen (z.B. von Kiefern, Fichten etc.) so festgeklemmt, dass diese sich leichter bearbeiten lassen. Typisch für eine Spechtschmiede sind die unter der Schmiede zu findenden bearbeiteten Zapfen, die eine beachtliche Anzahl erreichen können. ((Vgl. BERTHOLD/MOHR (2006), S. 54.))
Nutzen für den Naturgarten:
Insektenregulierung
Das hilft dem Buntspecht:
Altholz-/Totholz, Futterstelle mit Fettfutter, Sonnenblumenkernen und Erdnüssen.
Das schadet dem Buntspecht:
Pestizide
Auszeichnungen:
Der Buntspecht ist “Vogel des Jahres 1997” (Deutschland) ((NABU. Der Buntspecht – Vogel des Jahres 1997. Stand: 09.10.17. https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/aktionen-und-projekte/vogel-des-jahres/1997-buntspecht/index.html)) und “Vogel des Jahres 2016” (Schweiz) ((BirdLife Schweiz. Vogel des Jahres 2016: Buntspecht. Stand: 09.10.17. http://www.birdlife.ch/de/content/vogel-des-jahres-2016-buntspecht))
Persönliche Anmerkungen:
Der Buntspecht ist ein häufiger Besucher in unserem Garten. An der Futterstelle führt sein erster Gang in der Regel zu Fettfutterprodukten, seien es Energieblöcke, Energiekuchen oder Meisenknödel. Ebenfalls sehr begehrt ist eine von uns zubereitete Haferflocken-Fett-Futtermischung. Sollten seine zwei Favoriten leer oder der Zugang dazu belegt sein, werden auch Sonnenblumenkerne und Erdnüsse genommen.
Manche der uns besuchenden Buntspechte zeigen sich übrigens auch des öfteren am Boden so wie dieser Jungspecht auf dem Bild oben rechts. In der Regel ist dies bei Buntspechten – im Gegensatz zum Grünspecht – allerdings eher selten der Fall.
Auf dem Bild des Jungspechts ist übrigens sehr schön seine rote Kappe am Kopf zu sehen. Bei einem adulten Männchen wäre nur ein kleinerer roter Nackenfleck zu sehen (Bild weiter oben im Beitrag auf der rechten Seite), beim adulten Weibchen ist kein Rot am Kopf zu sehen.
Ein kleiner Tipp zur Bestimmung des Buntspechts: Der Buntspecht lässt sich von anderen ähnlich aussehenden Spechten unter anderem durch die recht großen weißen Schulterflecken sowie den schwarzen Bart- und Ohrstreif, der bis zum Genick reicht, unterscheiden.
Interessant ist beim Buntspecht zudem der so genannte Wellenflug. Bei diesem wechseln sich schnelle Flügelschläge mit Gleitphasen ab, wodurch der Flugverlauf wellenförmig wird. Der Wellenflug lässt sich ebenfalls sehr schön bei den Besuchen des Buntspechts im Garten beobachten. Dies ist zumindest dann der Fall, wenn dieser einen weiteren Anflugweg zurückzulegen hat.
Eine Futterstelle wird meiner Erfahrung nach vom Buntspecht in der Regel sehr gut angenommen, wenn die verwendeten Futtersysteme und das Futter selbst “spechtfreundlich” sind.
Wird die Futterstelle nach dem Winter nicht sofort eingestellt, sondern in der Brutzeit noch betrieben, wird diese häufig und gerne von in der Umgebung lebenden Spechten genutzt.
Zum einen um mit ihrer Hilfe den eigenen Energiebedarf zu decken, zum anderen wird aber auch fleißig Futter für die Versorgung der Jungen abtransportiert. Nach dem Ausfliegen werden die Jungen anfangs ausgesprochen gerne von den Elterntieren an die Futterstelle mitgenommen und dort direkt vor Ort gefüttert. Sobald die Jungen selbständig sind, lassen die Besuche der Elterntiere recht schnell nach, während die Jungtiere noch etwas länger immer wieder einmal vorbeischauen. Im Sommer und Spätsommer sind normalerweise dann bis zum Herbst kaum noch Spechte zu beobachten.
Literaturhinweise
BALZARI, CARL‘ ANTONIO | GRAF, ROLAND | GRIESOHN-PFLIEGER, THOMAS | GYGAX, ANDREAS | LÜCKE, ROBERT: Vogelarten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz – Nicht-Singvögel, Bern, Haupt Verlag (2013).
BERTHOLD/MOHR: Vögel füttern – aber richtig, Stuttgart, Franckh-Kosmos-Verlag, 2006.
BURTON, ROBERT: Vögel im Garten, München, Dorling Kindersley Verlag GmbH, 2004, 2008, 2013.
BEZZEL, EINHARD: BLV Handbuch Vögel, München, BLV Verlagsgesellschaft mbH, 1996.
HUME, ROB: Vögel in Europa, München, Dorling Kindersley Verlag GmbH, 2002, 2007, 2010, 2013, 2016.
STICHMANN, WILFRIED: Der große Kosmos-Tierführer, Stuttgart, Franckh-Kosmos-Verlag, 2005.