Totholz bezeichnet abgestorbene Bäume beziehungsweise Teile von Bäumen. Da Totholz in stehender oder liegender Form vorkommen und im Garten in weit vielfältigeren Formen eingesetzt werden kann, als „nur“ in einem Totholzhaufen, Reisighaufen, Reisigzaun oder Rindenhaufen widmen wir ihm einen separaten Artikel.
Totholz zählt mit zu den interessantesten Lebensräumen im Naturgarten. Schließlich eignet es sich für viele Tiere wunderbar als Versteck. So finden sich in einem Totholzhaufen beispielsweise Säugetiere wie Igel, Marder, Fledermäuse und Eichhörnchen, aber auch viele Kleintiere wie Insekten. Totholz leistet auch als Baumaterial oder Nahrungsgrundlage hervorragende Dienste und einige Insekten nisten sogar im Totholz.
Totholz – Unterschätzter Lebensraum
Welche Tiere leben im Totholz?
Wofür benötigen Tiere Totholz?
Der Wert von Totholz für die Tierwelt hängt von verschiedenen Faktoren ab. Hierzu gehören Durchmesser des Baumes, die Baumart, aber auch der Standort des abgestorbenen Baumes und das Stadium, in welchem das sich zersetzende Holz sich befindet (1).
Zudem entsteht ein enges Zusammenspiel der verschiedenen Arten bei der Nutzung des Totholzes. So nutzen Insekten Totholz vor allem als Nahrungsquelle, allerdings muss das Holz hierzu zunächst von Bakterien und Pilzen besiedelt werden, da die meisten Insekten Zellulose nicht abbauen können. Insekten wiederum dienen Vögeln als Nahrung. Darüber hinaus profitieren Vögel durch Totholz in Form von Bruthöhlen, die sie entweder selbst zimmern (typischer Vertreter ist der Specht) oder indem sie bereits gebaute Höhlen für sich selbst nutzen (wie zum Beispiel verschiedene Meisenarten, aber auch seltenere Vögel wie Eulen etc.) Ebenso nutzen Fledermäuse und andere Säugetiere bestehende Höhlen mit Vorliebe weiter (2).
Amphibien und Reptilien ziehen vor allem aus liegendem Totholz Nutzen, indem sie dieses unter anderem als Unterschlupfmöglichkeit oder als „Sonnenterrasse“ nutzen. So finden sich unter einzelnen Holz- oder Rindenstücken häufig Blindschleichen. Aber auch Schlangen wie z.B. die ungiftige Ringelnatter nutzen Totholzstrukturen gern.
Auch der heutzutage selten gewordene Hirschkäfer ist dringend auf Totholz in seinem Lebensraum angewiesen, wobei er insbesondere Eichenholz bevorzugt. Da er lediglich morsches und kein frisches Holz nutzt, stellt er auch aus wirtschaftlicher Sicht keine Gefahr dar. Übrigens tragen nur männliche Tiere das imposante, namensgebende „Geweih, daher sind weibliche Hirschkäfer bisweilen schwerer als solche zu erkennen.
Totholz in den Garten integrieren
Die unkomplizierteste Art, Totholz in den Naturgarten zu integrieren, besteht darin, diesen natürlichen Prozess zu dulden. Lass zum Beispiel einen Aststumpf einfach stehen, solange er nicht auf irgendeine Weise eine Gefahr darstellt. Muss ein Baum auf deinem Grundstück gefällt werden, dann kannst du dich beispielsweise dafür entscheiden, ihn nicht direkt über dem Boden absägen zu lassen, sondern stattdessen ein kleines Stück seines Stamms stehen zu lassen. Idealerweise erlaubst du verschiedenen Formen von Totholz, sich langsam in deinem Garten zu zersetzen. Auf diese Weise und mit Hilfe vieler kleiner tierischer Helfer entsteht mit den Jahren wertvoller Holzmulm.
Stehendes Totholz
Wenn du gerade keinen Baumstumpf im Garten hast, dann kannst du dir solche senkrechten Totholzstrukturen natürlich auch selbst anlegen. Du kannst dir zum Beispiel ein paar Baumstämme besorgen und senkrechtes Totholz „nachahmen“, indem du tiefe Löcher aushebst, in die du dann die Baumstämme einsetzt. Damit diese nicht umstürzen und dadurch gefährlich werden können, ist es wichtig, dass die Stämme ausreichend tief in den Boden eingebracht und zudem noch durch Steine und/oder Schotter gegen Umkippen gesichert werden. Bei einem solchen Projekt – vor allem wenn es sich um größere Stämme handeln soll – steht Sicherheit an erster Stelle. Lass dich daher, was die Eingrabtiefe des Stammes und die weitere Sicherung angeht, auf jeden Fall von einem Fachmann beraten. Dies gilt umso mehr, wenn sich Kinder und/oder Haustiere in deinem Garten aufhalten oder dein geplantes Projekt in der Nähe eines öffentlichen Weges oder des Nachbargrundstücks liegt.
Darüber hinaus kannst du natürlich auch kleinere senkrechte Totholz-Elemente in deinen Garten integrieren. So kannst du abgesägte Baumstücke als Auflagefläche für eine Vogeltränke oder als schnelle Sitzgelegenheit nutzen.
Liegendes Totholz
Du kannst natürlich auch auf liegendes Totholz setzen. Auch hier kannst du wieder Stämme nutzen, die du dieses Mal aber nicht vertikal, sondern einfach horizontal in deinen Garten einbaust. Achte auch hierbei wieder darauf, dass die Stämme sicher auf dem Boden liegen, vor allen Dingen bei einem vorhandenen Gefälle im Garten oder wenn du mehrere Stämme oder Äste aufeinander platzierst.
Totholzbeet
Willst du in puncto Reichhaltigkeit das Maximale aus deinem Garten herausholen, dann kannst du dir auch ein komplettes Totholzbeet anlegen. In einem solchen kannst du beispielsweise verschiedene senkrechte Totholzstrukturen in Kombination mit liegendem Totholz anbieten. Bei der Gestaltung der Zwischenräume in einem solchen Totholzbeet sind deiner Fantasie keine Grenzen gesetzt. Du kannst solche Strukturen ergänzen, indem du das Beet um das Totholz mit einer tieferen Schicht aus Holz-Hackschnitzeln umgibst. Dies vermindert nicht nur ungewünschten Bewuchs, sondern stellt einen weiteren interessanten Lebensraum für einige Tiere dar.
Wenn du den Aufwand nicht scheust und dir ein ganzes Totholzbeet in deinem Garten anlegst, dann gilt es auch den Standort zu bedenken. Auch wenn es immer sinnvoll ist, so viel Diversität wie möglich zu bieten (sprich verschiedene Standorte, Materialien etc. anzubieten), scheitert dieser Vorsatz häufig natürlich auch an der Größe des vorhandenen Gartens. Wenn du also nur wenig Platz zur Verfügung hast und nur eine Totholzstruktur in deinem Garten anbieten kannst, dann solltest du dich hierbei für einen sonnigen Standort entscheiden. Idealerweise ist dieser auch noch vor starkem Wind geschützt.
Holzmiete
Eine weitere tolle Möglichkeit, Totholz in deinen Garten zu integrieren, stellt die so genannte Holzmiete dar. Vielleicht kennst du die Holzmiete noch aus früheren Zeiten, in denen sie vor allem zum Lagern von Brennholzscheiten genutzt wurde. Es handelt sich dabei um ein kreisrund angelegtes Gebilde aus Holzscheiten, die in mehreren Schichten aufeinander gestapelt werden, wobei die Scheite zur Wahrung der Stabilität immer leicht zum Zentrum des Kreises hin „abfallen“ müssen ( ähnlich wie beim Bau einer Trockenmauer). Die Mitte der Miete wird nach und nach ebenfalls mit Holzscheiten befüllt.
Als oberste Schicht wird häufig eine Art Dach aus Holzscheiten gestaltet, um Regen noch besser abzuhalten. Im Prinzip sieht die fertige Holzmiete wie ein kleines Holzhäuschen aus. Für die Zwecke des Tierschutzes solltest du die Holzmiete natürlich nicht wieder abbauen, wie dies beim Nutzen von Brennholz der Fall ist, sondern einfach sich selbst überlassen. Wenn du Glück hast (natürlich auch abhängig von der Größe deiner Holzmiete), werden sich dort sogar Fledermäuse zum Überwintern niederlassen.
Wenn du noch nie eine Holzmiete angelegt hast, dann lass dich auch hier fachkundig beraten, damit das ganze Gebilde nicht in sich zusammenbricht und die Sicherheit gewährleistet ist.
Kleine Faustregel: Wenn du Totholz in deinem Garten integrierst, dann lass die Rinde einfach am Baum und bevorzuge im Zweifelsfall (falls nicht genügend Kapazitäten für verschiedene Materialien vorhanden sind) Laubholz vor Nadelholz.
Totholz für Küchenfans
Wenn du eher der kulinarische Typ bist, dann kannst du die Baumstämme in deinem Garten auch für diesen Zweck nutzen. Im Handel gibt es spezielle Pilzbrut, mit der du Holzstämme in deinem Garten „beimpfen“ kannst. Hierfür benötigst du in der Regel Stämme von Laubholzarten (für manche Pilzarten sind bestimmte Baumarten notwendig) und einen feuchten, schattigen und windgeschützten Standort. Um die Baumstämme zu beimpfen, werden Löcher in den Stamm gebohrt, in welche die Pilzbrut eingebracht wird (dies nur als grobe Orientierung; richte dich bitte in jedem Fall in puncto verwendetem Material, Standort und Vorgehensweise nach den Angaben der Pilzbrut-Hersteller).
Mit Hilfe von Pilzbrut kannst du zum Beispiel leckere Austernpilze, Shiitake-Pilze und viele andere Pilzsorten, die du sonst im Supermarkt kaum frisch erhältst, selbst kultivieren. So kannst du der Tierwelt etwas Gutes tun und so ganz nebenbei deine Küche noch bereichern.
Totholz als gestalterisches Element
Selbstverständlich kannst du Totholz auch vorwiegend gestalterisch in deinem Naturgarten nutzen. Lass es von Moos bewachsen oder nutze es, solange es noch nicht morsch ist, als schnelle Sitzgelegenheit für zwischendurch. Du kannst auch urige Wurzelstücke als stimmungsvolle Dekorationsobjekte nutzen.
Beetumrandung
Oder fasse Wege beziehungsweise Beete in deinem Garten einfach mit Hilfe von längeren Baumstämmen oder dicken Ästen ein, indem du die Baumstämme/Äste einfach aneinanderlegst. Wenn du hierbei auf ungefähr den gleichen Durchmesser achtest, erhältst du eine wirklich stimmungsvolle Abgrenzung zwischen Beeten und Wegen. Auch solch vermeintlich unspektakuläre Maßnahmen kommen in der Tierwelt gut an. Blindschleichen können sich unter liegenden Stämmen verstecken oder Eidechsen sich auf dem Holz sonnen. Auch hier könntest du die Wege vor den Beeten wieder mit Holzhackschnitzeln auffüllen. Wenn du mehrere Wege dein eigen nennst, dann kannst du auch bei den Holzhackschnitzeln natürlich wieder auf Vielfalt setzen, indem du Hackschnitzel von verschiedenen Baumarten für diese Bereiche verwendest.
Du kannst dir auch einen Baumstamm zurechtsägen lassen, um ihn als Ständer für die Vogeltränke zu nutzen. Viele Vögel baden beziehungsweise trinken gerne an einem erhöhten Platz, an dem sie ihre Umgebung gut überblicken und sich bei Gefahr schneller in Sicherheit bringen können. Ein solcher Baumstamm wird an einem sonnigen Platz nach vielen Jahren, in denen er sich zersetzen und morsch werden darf, auch gerne von einer Ameisenkolonie als neue Unterkunft übernommen.
Totholz als Sitzplatz
Darüber hinaus lassen sich aus Baumstümpfen mit etwas Geschick übrigens wunderbare Sitzplätze schaffen. Dazu musst du lediglich eine „Rückenlehne“ auf einer Seite des Stumpfes stehen lassen, indem du einige Zentimeter vom Rand des Baumstumpfes entfernt parallel zur Außenseite des Stumpfes Richtung Boden sägst und dann durch einen Schnitt im rechten Winkel zur Rückenlehne (parallel zum Boden) die Sitzfläche herausarbeitest.
Die Dicke der Rückenlehne sollte in Abhängigkeit vom Stammdurchmesser gewählt werden. Achte aber darauf, dass du diese nicht zu dünn gestaltest, denn schließlich soll die Rückenlehne dem Druck standhalten, wenn du dich beim Sitzen anlehnen willst.
Totholz und Pflanze
Sehr dekorativ werden manche Totholzelemente übrigens auch, wenn du sie von einer reizenden Kletterpflanze bewachsen lässt. Je nach persönlicher Vorliebe und zu bewachsenem Objekt können unter anderem Efeu und ungefüllte Rosen/Ramblerrosen eingesetzt werden.
Totholz im Überblick
Totholzstruktur |
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Reisighaufen |
Totholzhaufen |
Stehengebliebene Baumstümpfe |
Baumstämme vertikal |
Baumstämme horizontal |
Totholzbeet |
Holzhackschnitzelweg/-bereich |
Holzmiete |
Beeteinfassung mit Baumstämmen/Ästen |
Urige Wurzelstücke zur Dekoration |
Baumstamm als Ständer für Vogeltränke |
Baumstamm als Sitzgelegenheit |
Baumstamm für Pilzbrut |
Totholz überwachsen mit Kletterpflanze |
Wenn du jetzt so richtig Lust bekommen hast, Totholz in deinen Naturgarten zu integrieren und noch mehr darüber zu erfahren, dann wirf doch mal einen Blick auf meine persönlichen Buchempfehlungen. Dort findest du auch zum Thema Totholz weiterführende Literatur.
Literaturhinweise
- URL: http://www.totholz.ch/lebensraum/wert_DE [abgerufen am 08.12.15]
- URL: http://www.totholz.ch/lebensraum/index_DE [abgerufen am 08.12.15]