Ein Reisighaufen zählt mehr oder weniger zur „Grundausstattung“ eines Naturgartens und ist auch im vogelfreundlichen Garten ein wichtiger Bestandteil. Er ist einfach anzulegen und bietet sehr vielen Tieren Unterschlupf und gute Lebensbedingungen.
Das einzige, was du brauchst, um einen Reisighaufen anzulegen, ist – je nach dessen Größe – reichlich Baumschnitt. Neben der Tatsache, dass du Tieren in deinem Garten damit etwas Gutes tust, hat ein Reisighaufen einen weiteren Vorteil: Da der Haufen durch die Verrottung der Äste mit der Zeit einsackt, kannst du regelmäßig dein anfallendes Schnittgut auf dem Reisighaufen entsorgen und dir dadurch den Einsatz eines Häckslers oder die Fahrt zur nächsten Entsorgungsstelle für Grünabfälle sparen. Eine Alternative zum Reisighaufen mit ähnlichem Nutzen für den Naturgarten stellen übrigens Reisigzaun und Totholzhaufen dar.
Streng genommen ist ein Reisighaufen natürlich gleichzeitig auch ein Totholzhaufen. Die Besiedlung dieser Haufen durch Tiere hängt allerdings auch von der Dicke des aufgeschichteten Totholzes ab. Daher unterscheiden wir an dieser Stelle zwischen einem Totholzhaufen, der aus dickeren, stammähnlichen Totholzstücken besteht und einem Reisighaufen, der sich aus dünnerem, eher zweigähnlichem Material zusammensetzt.
Welche Tiere leben in einem Reisighaufen?
Die Tiere, die sich in deinem Reisighaufen einstellen werden, hängen unter anderem von Faktoren wie Größe des Reisighaufens, Standort (sonnig/schattig) oder dessen „Einzugsgebiet“ ab. Auch die Frage, ob der Reisighaufen einen Unterbau aufweist und somit bessere Überwinterungsmöglichkeiten bietet oder nicht, spielt eine Rolle. Generell können mit etwas Glück unter anderem folgende Tiere in deinem Reisighaufen leben:
Vorteile von Reisighaufen
Rückzugsmöglichkeiten
Ein Reisighaufen bietet nicht nur dauerhaften Lebensraum, sondern dient vielen Tiere auch als Rückzugsort bei Gefahr. So kann sich das Eichhörnchen darin zum Beispiel vor einer allzu aggressiven Elster verstecken, eine Maus ihn bei der Flucht vor einer Katze dankbar annehmen und eine Amsel mag sich darin gerade noch vor einem Sperber zu schützen.
Tiere wie die unten im Bild zu sehende Erdkröte weiß den Reisighaufen ebenfalls als Versteckmöglichkeit zu schätzen, wenn er genügend bzw. passende Hohlräume aufweist, in die sie sich zurückziehen kann. Hier verbringt sie als nachtaktives Tier gut geschützt vor zu starker, direkter Sonnenstrahlung und vor ihren Fressfeinden den Tag.

Nistmöglichkeiten
Manche Vogelarten nutzen passende Reisighaufen sogar als Nistmöglichkeit. Dazu gehören beispielweise Zaunkönig, Rotkehlchen und Heckenbraunelle. Solche Vogelarten, die ihr Nest nicht in Höhlen oder Nischen anlegen, bezeichnet man auch als Freibrüter.
Sonnenplätze
Liegt der Reisighaufen an einem sonnigen Standort, so wird er auch gerne von einigen Insekten als kurzfristiger Sonnenplatz genutzt. An einem Zweig des Reisighaufens hängend oder sitzend wärmen sie sich dort gerne auf, bevor sie weiterfliegen. Schließlich bietet der aufgeschichtete Reisig auch ihnen neben Möglichkeiten zum Aufwärmen gute Tarnung vor hungrigen Vögeln oder anderen Fressfeinden.
Reisighaufen anlegen
Material
Ähnlich wie bei einem Laubhaufen oder einem Rindenhaufen kannst du auch beim Reisighaufen nicht viel falsch machen. Sammle reichlich Schnittgut, welches beim Schneiden von Hecken, Auslichten oder Rückschnitt von Bäumen etc. anfällt beziehungsweise frag bei Nachbarn nach solchem, wenn du über keine eigenen Bäume oder Hecken auf deinem Grundstück verfügst.
Aufbau
Der Aufbau ist recht unkompliziert: Schichte die vorliegenden Äste und Zweige einfach kreuz und quer auf einen Haufen. Wenn du bestimmten Tierarten ein Zuhause bieten möchtest oder der Haufen größer werden soll, empfiehlt es sich jedoch, etwas strukturierter an die Sache heranzugehen.
Hohlräume im Inneren
So kannst du verschiedene Zonen für verschiedene Tierarten einrichten. Du kannst beispielsweise im unteren Bereich stellenweise einige dickere Äste aufeinander stapeln und so stabile Hohlräume für Tiere wie Blindschleiche, Erdkröte oder je nach Ausgestaltung auch für größere Tiere wie Igel oder Marder zu erzeugen. Wenn du dies machen möchtest, dann ist es zum Wohl der darin befindlichen Tiere jedoch elementar wichtig, dass diese Holhräume wirklich stabil sind und dies auch bleiben, wenn der Reisighaufen im späteren Verlauf durch Zersetzungsprozesse und das Nachlegen von Schichtgut „in Bewegung kommt“. Zu diesem Zweck kannst du den Aufbau im Inneren auch durch ein paar geschikckt platzierte, größere Steine stabiler machen.
Denke in diesem Zusammenhang auch daran, dass je nach Aufbau und Tierart auch noch ein paar Eingänge offen bleiben, sodass auch die größeren Tiere den Weg ins Innere des Reisighaufens bzw. aus diesem heraus finden können.
An den Nachwuchs denken
Ausreichend große Hohlräume im Inneren kannst du mit einer dickeren Schicht aus trockenen Blättern oder Stroh füllen. Mit etwas Glück und der richtigen Lage des Reisighaufens kann es so durchaus sein, dass dein Reisighaufen als Aufzuchtkammer für den Nachwuchs genutzt wird.
Frostsicher durch Unterbau
Einen „Reisighaufen deluxe“ erschaffst du, wenn du unter dem späteren Reisighaufen eine Grube aushebst (Mindestmaß circa 50 cm x 50 cm; eine Tiefe von 80 cm empfiehlt sich aus Gründen der Frostsicherheit) und als unterste Schicht Kies als Drainage einbringst. Darauf kommen ein paar größere Steine und reichlich dicke Äste und Rindenstücke, bis die Grube ebenerdig gefüllt ist. Achte darauf, dass die Füllmaterialien stabil liegen. Einige der entstandenen Zwischenräume sollten mit getrocknetem Laub, Moos oder ähnlichen natürlichen Materialien gefüllt werden, da diese wunderbar isolieren.
Alle Tiere müssen auf jeden Fall in der Lage sein, problemlos in die Grube hinein und wieder hinaus gelangen zu können, dabei aber gleichzeitig genügend Hohlräume vorzufinden. Durch diese „unterirdische“ Erweiterung des Reisighaufens entsteht ein frostfreier Bereich, in den sich im Winter zum Beispiel Amphibien und Reptilien zurückziehen können. Begrünst du einen solchen Reisighaufen zusätzlich mit einer immergrünen, im Idealfall heimischen Pflanze, sind die Tiere im Inneren zudem noch besser vor Regen geschützt.
Größe
Die Größe des Reisighaufens richtet sich natürlich nach der Größe deines Gartens sowie deines persönlichen Empfindens. Selbst ein kleiner Reisighaufen ist besser als gar nichts, aber zweifelsohne stellen sich mit zunehmender Größe den Tieren mehr Möglichkeiten zur Verfügung und die Chance auf ein reiches Tierleben steigt. Du siehst also, es gibt viele Möglichkeiten, einen Reisighaufen anzulegen. Wofür du dich entscheidest, hängt in erster Linie davon ab, welche Tiere du wie unterstützen möchtest.
Denke auch daran, dass du deinen Reisighaufen immer wieder „nachfüllen“ müssen. Durch die Zersetzungsvorgänge sackt das Gebilde im Laufe der Zeit nach unten ab. Dies kann gerade bei vorwiegender Verwendung von dünneren Materialien recht schnell gehen. Dann leg einfach wieder neuen Gehölzschnitt nach. Dieser muss übrigens nicht nur aus Heckenschnitt bestehen, du kannst zum Beispiel auch verblühte Stauden, heruntergefallene Äste und sogar deine weihnachtlichen Tannenzweige (natürlich nur nach Entfernung aller nicht natürlichen Materialien) mit einarbeiten.
Schutz vor Fressfeinden
Viele Tierarten fühlen sich besonders wohl, wenn der Reisighaufen gut vor Feinden geschützt erscheint. Zu diesem Zweck kannst du zum Beispiel den Reisighaufen – oder auch nur einen Teil davon – bepflanzen.
Pflanzen zum Schutz
Welche Pflanzen du dafür einsetzt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Zum einen vom Zweck der Bepflanzung wie der Frage, ob durch die Pflanze lediglich Blütenbewohner angelockt werden sollen oder ob durch die Pflanze auch eine Barriere für Fressfeinde entstehen soll. Zum anderen spielt aber wiederum auch der Standort des Reisighaufens, seine Größe und Stabilität eine Rolle. Schließlich muss die Pflanze zum Standort passen. Des Weiteren gilt es zu beachten, dass die Wuchskraft der Pflanze zur Größe und Stabilität des Reisighaufens passt.
Jelängerjelieber
Eine Bepflanzung mit dem Geißblatt sorgt für eine Blütenpracht und Duft im Garten. Dies zieht unter anderem zahlreiche Nachtfalter und in Konsequenz Fledermäuse an. Mit Dornen kann die Pflanze nicht aufwarten, doch ihre Wuchskraft ist auch trotz der recht zarten Triebe kräftig. Daher sollte ein Reisighaufen, der mit Jelängerjelieber bepflanzt wird, eine ausreichende Größe und Stabilität aufweisen.
Brombeeren
Stehen Schutzzwecke im Vordergrund und ist der Reisighaufen ausreichend groß und stabil, eignet sich hierfür zum Beispiel die Gemeine Brombeere, die üppig wächst, meist auch im Winter grün bleibt, allerdings Ausläufer bildet. Da die Brombeere reichlich Dornen ausbildet, eignet sie sich insbesondere auch für Standorte, an denen wenig Pflegemaßnahmen anfallen.
Wildrosen
Alternativ lassen sich bei passendem Standort, Größe und Stabilität des Reisighaufens auch kletternde Wildrosen wie beispielsweise die R. arvensis anpflanzen. Viele Wildrosen verfügen über kräftige Dornen und erschweren möglichen Eindringlingen den Zugang in das Innere des Reisighaufens. Darüber hinaus bilden sie auch noch zahlreiche Blüten für Insekten aus und im Herbst sorgen sie in Form von Hagebutten für Nahrung für Vögel und andere Tierarten.
Allerdings werden viele der naturnahen Kletterrosen ausgesprochen mächtig und schwer. Ist der Einsatz von Wildrosen beabsichtigt, empfiehlt es sich daher, der Stabilität des Reisighaufens besondere Aufmerksamkeit zu widmen und zusätzliche Strukturen in den Reisghaufen einzubinden, damit der Reisighaufen mit der Zeit nicht umkippt.