Zuletzt aktualisiert am 7. November 2024
Ein Rindenhaufen ist in den meisten Gärten zugegebenermaßen nicht ganz so häufig zu finden, doch das tut seiner Beliebtheit bei Tieren keinen Abbruch. Zudem ist er sehr schnell angelegt und äußerst kostengünstig.
Wie so vieles, was du auf diesen Seiten hier finden wirst, ist der Rindenhaufen aus der Beobachtung der Tiere in unserem Garten entstanden. Früher haben wir unser Holz selbst gemacht, wie es so schön heißt. Das heißt, es wurde gesägt und gespalten, in späteren Jahren auch einmal geliefert. Wer selbst mit Holz heizt und ansonsten einen Ganztagesjob hat, weiß, dass es manchmal ein paar Tage dauert, bis alles erledigt und das Holz aufgesetzt ist.
Daher war es in der Regel auch bei uns so, dass bis zum Ende der Arbeiten immer zahlreiche Rindenstücke auf dem Boden liegen blieben und wenn es dann an der Zeit war, diese wegzuräumen, stellte ich fest, dass sie meist schon in Besitz genommen waren: Mal war es ein Ameisenstaat, der angefangen hatte, darunter seine Eier zu deponieren oder eine Spitzmaus, die unter den Rindenstücken Schutz suchte. Auffallend oft fanden sich zudem Blindschleichen sowie ab und an eine junge Ringelnatter dort ein … und dies vorwiegend unter relativ flachen Rindenstücken. Da der Rindenhaufen ganz offensichtlich bei den tierischen Bewohnern äußerst beliebt war, habe ich mich entschlossen, diesen in die Liste der kleinen Biotope aufzunehmen, die deinen Naturgarten bereichern können.
Welche Tiere leben in einem Rindenhaufen?
Die Tiere, die in einem Rindenhaufen leben, unterscheiden sich kaum von denen, die sich im Totholzhaufen niederlassen:
Standort Rindenhaufen
Auch hier gilt wieder: Wenn du mehr als genug Platz hast, dann leg einen Rindenhaufen im Schatten und einen in der Sonne an. Wenn du dich aber für einen entscheiden musst, dann würde ich dir für den Rindenhaufen auf jeden Fall einen sonnigen Platz ans Herz legen. Perfekt aus Sicht von Tieren wird der Rindenhaufen übrigens, wenn das Gras um ihn herum etwas höher werden darf, denn gerade Reptilien wie zum Beispiel Blindschleiche und Ringelnatter lieben hohes Gras, welches ihnen Deckung bietet.
Innerhalb des Gartens ist es immer sinnvoll, schutzgebende Strukturen wie z.B. den Rindenhaufen, so zu platzieren, dass sich die Tiere idealerweise von Struktur zu Struktur „hangeln“ können, wenn sie sich durch den Garten bewegen. Solche linearen Strukturen machen den Garten für Tiere, die leicht Beute von Fressfeinden werden könne, sehr viel sicherer. Nun musst du natürlich nicht Rindenhaufen an Rindenhaufen setzen, sondern du kannst auch hier abwechseln.
So wird ein Rindenhaufen vielleicht durch einen sich anschließenden Totholzstapel oder einzelne Totholzelemente ergänzt und die lineare Führung durch den Garten dann durch eine Kleinstrauchhecke fortgeführt. An deren Ende mag sich dann ein Steinhaufen oder eine Trockensteinmauer anschließen und so geht es dann weiter durch den Garten. Durch zahlreiche kleinräumige Strukturen wie Rindenhaufen, Steinhaufen & Co. wird dein Garten sehr viel sicherer und somit natürlich auch attraktiver für die Tiere im Garten.
Rindenhaufen anlegen
Nichts einfacher als das: Zunächst brauchst du unterschiedlich große Rindenstücke. Wenn du in einem ländlichen Gebiet wohnst, sollte das kein allzu großes Problem sein. Viele Menschen heizen heutzutage wieder mit Holz und sägen und spalten ihr Holz selbst. Hierbei fällt einiges an Rindenstücken an und in der Regel wirst du keine Probleme haben, ein paar Rindenstücke zu bekommen, wenn du nett fragst.
Auch wenn du dein Brennholz geliefert bekommst, fallen meist Rindenstücke an. Zumindest dann, wenn es einfach lose auf dem Grundstück abgeladen wird. So kannst du selbst bei geliefertem Holz Material für deinen Rindenhaufen ergattern. Wenn du in der Stadt lebst, dann kannst du bei Firmen, die Brennholz verkaufen oder bei den Landesforsten nachfragen.
Wenn du dir dann ausreichend Rindenstücke besorgt hast, dann leg sie einfach übereinander. Achte hierbei darauf, die Wölbung so zu legen, dass das Regenwasser ablaufen kann (konvexe Seite zeigt zum Himmel, konkave Seite zeigt zum Boden). Das hat den zusätzlichen Vorteil, dass sich zum Boden hin Hohlräume verschiedener Größe ergeben, welche Tiere als Unterschlupf nutzen können.
Optimaler Aufbau
Übrigens bevorzugen manche Tiere tatsächlich sehr kleine Hohlräume. Achte daher darauf, dass du gerade in der untersten Schicht auf dem Boden Rindenstücke, hinlegst, die verschieden stark gewölbt sind. So sollten hier neben stärker gewölbten Borkenstücken auch ein paar flachere Stücke platziert werden. Der Rindenhaufen darf übrigens gerne deutlich breiter und höher als in der Abbildung oben sein.
In der Regel ist größer und breiter für Tiere attraktiver. Denn so ergeben sich zum einen mehr Versteckmöglichkeiten. Auch ist die Schutzwirkung größer, weil ein möglicher Fressfeind die Rindenstücke nicht so leicht beiseiteschieben kann. Und zu guter Letzt isolieren mehr Rindenstücke natürlich im Herbst und Winter besser, wenn die Temperaturen fallen.
Allerdings braucht es oft auch nicht viel, um Tieren Lebensräume in deinem Garten anzubieten. In dem oben zu sehenden Rindenhaufen ließ sich bereits nach vier Tagen eine Spitzmaus nieder und wann immer einmal einzelne Rindenstücke aus Versehen liegen bleiben, werden diese innerhalb kürzester Zeit von Blindschleichen in Beschlag genommen. Natürlich vorausgesetzt, dass sich diese in der Nähe aufhalten.
Was du an Material benötigst:
- Rindenstücke unterschiedlicher Größe (von 10 bis 50 Zentimeter)
Notwendiges Werkzeug:
- evtl. Handschuhe
Zeitaufwand:
- Je nach Größe 5-45 Minuten
Kosten:
- Keine
Gefahrenvermeidung
Wann immer im Garten selbst mit Holz hantiert wird, kann es passieren, dass einzelne Rindenstücke vom Holz abfallen und versehentlich auf dem Boden liegenbleiben. Solche Versteckmöglichkeiten sind vor allem bei Blindschleichen extrem beliebt. Sind die Tiere in der direkten Umgebung, nehmen sie solche Versteckmöglichkeiten in Windeseile an.
So wurden auch diese Rindenstücke hier innerhalb von einer Liegezeit von nur zwei Tagen von einer Blindschleiche genutzt. Wie auf dem Bild zu sehen, reichten dafür ein einziges, größeres und ein kleines Rindenstück aus.
Das kurzzeitige Hochheben des Rindenstücks ermöglicht den Blick auf die Blindschleiche in ihrem Versteck (s. unten). Kleine Hohlräume wie diese zwischen Gras und einer Form von schützender Abdeckung sind bei den Tieren sehr beliebt.
Um das Tier nicht weiter zu stören, wurde auf eine „bessere“ Aufnahme verzichtet. Die Blindschleiche wurde im Anschluss an das Foto vorsichtig wieder mit dem Rindenstück bedeckt.
Pflegemaßnahmen
Zunächst einmal gilt Ähnliches wie bei Totholzhaufen und Reisighaufen. Auch der Reisighaufen unterliegt der natürlichen Zersetzung der verwendeten Materialien. Im Klartext bedeutet das, dass du regelmäßig Material nachfüllen musst. Da Rindenstücke in der Regel im eigenen Garten nicht so leicht zu generieren sind wie Schnittgut, ist das auch ein Aspekt, der bei der Planung eines Rindenhaufens überlegt sein will. Je größer du deinen Rindenhaufen machst, desto mehr Material benötigst du natürlich auch zum Nachfüllen. Daher ist es gut, dir schon vorher zu überlegen, welche Mengen an Rindenstücke du verlässlich irgendwo herbekommen kannst.
Darüber hinaus empfiehlt es sich, den Rindenhaufen nicht komplett zuwuchern zu lassen (zumindest dann nicht, wenn er eine sonnige Lage hat). Bei größeren Rindenhaufen kannst du diesen natürlich gerne teilweise bepflanzen. Wenn du dornige Pflanzen verwendest, freuen sich einige Tiere über den geschützten Standort. Aber der Haufen sollte in sonnigen Lagen am Ende nicht komplett beschattet sein, denn es wäre schade, den ökologisch wichtigen Sonnenstandort auf diese Weise zu nutzen. Ist der Rindenhaufen also teilweise bewachsen, dann sorge regelmäßig im Jahr für einen Rückschnitt, um ihn großflächig freizuhalten.
Mäharbeiten
Wenn der Rindenhaufen auf einer Grasfläche liegt und von Rasen- oder Wiesenfläche umgeben ist, die regelmäßig gemäht wird, dann sei bitte extrem vorsichtig. Häufige Besucher wie Erdkröte oder Blindschleiche halten sich abhängig von der Witterung häufig auch gerne vor dem eigentlichen Haufen im höheren Gras auf. So versteckt sind sie in der Regel erst dann zu sehen, wenn es schon zu spät ist.
Mähe solche Bereiche daher bitte immer mit sehr hoch eingestelltem Mähwerk, sodass zwischen Messer und Boden genug Abstand zu eventuell versteckt sitzenden Tieren ist. Willst du das Gras immer wieder mal kurz zurückschneiden, dann gehe genauso vor wie oben beschrieben und mähe in zwei oder drei Durchgängen. Das sorgt natürlich für Mehrarbeit, aber diese hält sich in Grenzen und du schützt damit aktiv die Tiere, die sich eben gerne in solchen Bereichen aufhalten.
Leben im Geheimen
Ebenso wie beim Totholzhaufen und beim Reisighaufen wirst du natürlich auch mit einem Rindenhaufen nur den Tieren Unterschlupf bieten können, die sich im näheren Umkreis deines Gartens aufhalten. Sei daher bitte nicht allzu enttäuscht, falls sich die von dir gewünschte Tierart auch nach längerer Zeit nicht einstellt. Davon abgesehen wirst du die tatsächlichen Bewohner eines Rindenhaufens in der Regel ohnehin nur äußerst selten entdecken. Diese verbringen den Tag meist unbemerkt im Rindenhaufen und verlassen ihn häufig erst, wenn die Dämmerung einsetzt und die Gartenbesitzer sich in der Regel schon zurückgezogen haben.