Zuletzt aktualisiert am 27. November 2024
Die wasserliebende Ringelnatter ist eine von sieben in Deutschland heimischen Schlangenarten. Sie ist nicht giftig und stellt somit in der Regel keine ernsthafte Gefahr für den Menschen dar. Mit etwas Glück lässt sie sich auch im Naturgarten beobachten.
Steckbrief
Aussehen
Die Ringelnatter misst in der Regel rund einen Meter, kann in Ausnahmefällen aber bis zu zwei Metern lang werden. Weibliche Tiere sind im Allgemeinen größer als männliche.
Die Oberseite ist grau, grünlich, bräunlich oder bläulich und weist 3-6 Längsreihen kleiner schwarzer Flecken auf. Im Nackenbereich sind zwei auffällig helle Flecken („Mondflecken“) zu sehen [5]. Die Unterseite ist gelblich. Die der Ringelnatter ähnlich sehende Barren-Ringelnatter, wird größer als die Ringelnatter und kann durch die charakteristischen schwarzen Streifen (Barren), die sich vom Bauch bis zum Rücken ziehen, unterschieden werden [2]. Ringelnatter und Barren-Ringelnatter sind jeweils eigene Arten.
Aufgrund ihrer Ungiftigkeit hat die Ringelnatter sehr einfach aufgebaute, sogenannte aglyphe Zähne, d.h. ihre Zähne besitzen keine giftführende Rinne, so wie dies bei den Zähnen manch anderer Schlangen der Fall ist [1].
Verbreitung
Von Nordwestafrika und der Iberischen Halbinsel bis nach Skandinavien und nordöstlich bis zum Baikalsee in Asien [2].
Lebensraum
Reich strukturierte Gewässer (stehend und fließend) mit Verlandungszonen und deckungsreicher Vegetation im Umfeld. Mögliche Gewässertypen sind u.a. Weiher, Teiche, Seen, Bäche, Entwässerungsgräben, Sümpfe, Moore und Talsperren. Weiterhin Sand-, Ton- und Kiesgruben sowie Steinbrüche, vor allem wenn diese zusätzliche Gewässer aufweisen [5]. Darüber hinaus Heideflächen auf Binnendünen [1].
Lebensweise
Die Ringelnatter ist insgesamt von Mai bis September zu beobachten, wobei von Mai bis Juli lediglich erwachsene Tiere zu sehen sind, während im August sowohl erwachsene Tiere als auch Jungtiere das Terrain erkunden. Im September können dann nur noch Jungtiere beobachtet werden [1].
Fortbewegung
Die Ringelnatter kann schwimmen, tauchen, kriechen, gleiten, klettern und graben. Beim Schwimmen auf ruhigem Wasser erzeugt sie ein charakteristisches Wellenmuster, welches dadurch entsteht, dass sie sich mit den Körperseiten am Wasserkörper abstößt (sogenanntes Schlängeln) [1].
Sinne
Viele Menschen fürchten den starren Blick der Schlange. Allerdings hat dieser eine ganz simple physiologische Ursache. Er resultiert schlichtweg daraus, dass die Augenlider miteinander verwachsen sind und die Augen der Schlange daher nicht geschlossen oder geöffnet werden können [1].
Anders als der Mensch besitzen Schlangen zudem auch kein Trommelfell. Allerdings können Erschütterungen mit dem Vorderkörper aufgenommen und mittels spezieller Mechanismen an das Innenohr weitergeleitet werden [1].
Beim Finden von Beute sowie bei Balz und Paarung hilft der Ringelnatter eine spezielle Fähigkeit der Geruchswahrnehmung. An ihrem Gaumendach befinden sich auf beiden Seiten kleine Blindsäcke, die nicht mit den Nasenkammern in Verbindung stehen, die sogenannten Jacobson’sche Organe. Beim Züngeln nimmt die Schlange über ihre zweizipflige Zunge Duftstoffe auf, die beim Einziehen von den zwei Zipfeln der Zunge an die am Gaumendach gelegenen Jacobson’schen Organe übertragen werden und so beispielsweise ein Lokalisieren von Beute ermöglichen [1].
Fortpflanzung
Die Ringelnatter pflanzt sich mittels Eiablage von meist 15-30 Eiern fort. In selteneren Fällen kann das Gelege jedoch bis zu 100 Eiern zählen [1].
Die Paarung findet zwischen April und Mai statt, nachdem die erste Frühlingshäutung abgeschlossen ist. Die 20-40mm langen und 11-24 mm breiten Eier werden dann im Juli/August in Laub-, Binsen-, Schilf-, Kompost- sowie Sägemehlhaufen oder in Baumhöhlen abgelegt, die mit Mulm gefüllt sind. Durch die in diesen Strukturen durch Gärungsprozesse oftmals vorhandene Feuchtigkeit und Selbsterwärmung finden die Eier optimale Entwicklungsbedingungen vor [5]. Ebenfalls werden Hackschnitzelhaufen gut für die Eiablage angenommen, wenn sie eine ausreichende Größe aufweisen, mit Ästen und Reisig durchsetzt sind und vorzugsweise an Waldrändern aufgesetzt werden [6].
Nach abgeschlossener Eientwicklung schlüpfen die jungen Ringelnattern und sind hierbei nur rund 15-20 cm groß [2].
Nahrung
Fische und Amphibien wie beispielsweise Lurche und Frösche [2].
Natürliche Feinde
Die Ringelnatter besitzt zahlreiche natürliche Feinde, was auch daran liegt, dass sie zu den nicht wehrhaften Schlangenarten gehört. So ist sie unter anderem durch natürliche Feinde wie Greifvögel, Reiher, Störche, Marder und Füchse gefährdet [2]. Darüber hinaus können auch Katzen den Tieren gefährlich werden. Die frisch geschlüpften Jungtiere sind lediglich 15-20 cm groß [2], wodurch sie in besonderem Maße gefährdet sind und auch von anderen Tierarten angegriffen werden.
Abwehr von Feinden
Die Ringelnatter verfügt über zwei Abwehrstrategien. Zum einen kann sie durch Entleerung ihrer Analdrüsen eine kalkweiße Flüssigkeit abgeben, die einen scharfen, knoblauchartigen Geruch verströmt und für mögliche Beutegreifer extrem unangenehm ist. Dies macht sie sich unter anderem zunutze, wenn sie beispielsweise vom Menschen ergriffen wird. Sowohl das Sekret als auch der Geruch bleiben dabei über Stunden an Händen und Kleidung haften [5].
Des Weiteren vermag sie sich bei Bedrohung tot zu stellen. In dieser Lage bleibt sie häufig mehrere Minuten und kann mit ein wenig Glück so natürliche Feinde in die Irre führen.
Überwinterung
Für die Überwinterung nutzt die Ringelnatter gerne Kompost- oder Laubhaufen oder sucht frostsichere Erdhöhlen auf.
Gefährdung
Der auf den Menschen zurückzuführende Landschaftswandel sowie die Intensivierung der Landwirtschaft bereitet der Ringelnatter Probleme. Für ihren Rückgang verantwortlich ist insbesondere der Ausbau von Siedlungen und Verkehr, der Gewässerverlust und die Flurbereinigung, der Gewässerausbau, die Melioration sowie die Nutzung von Gewässern für Wassersport bzw. Erholung und die Zerschneidung der Landschaft durch Straßenbau [4]. Letztere führt zudem auch dazu, dass immer wieder Ringelnattern durch Verkehrsmittel zu Tode kommen.
Möglicherweise stellen auch Netze, die zur Olivenernte in schwer zugänglichen Olivenhainen auf dem Boden ausgelegt werden und mancherorts selbst nach der Erntezeit im Freien verbleiben, eine Gefahr für die Ringelnatter und andere Schlangenarten dar. Hinweise dafür liefert der Fall einer Ringelnatter, die auf der Insel Lesbos im März 2020 kurz nach der Ernte, in einem Netz eines traditionellen Olivenhains verstrickt, gefunden wurde und noch lebend befreit werden konnte. Um das konkrete Ausmaß der Gefährdung für Reptilien wie die Ringelnatter in Bezug auf diese Erntemethode genauer einschätzen zu können, wären jedoch weitere, systematische und länderübergreifende Studien notwendig. Eine detaillierte Einschätzung der Situation wäre natürlich auch unter dem Aspekt wichtig, dass traditionell bewirtschaftete Olivenhaine eine bedeutsame Rolle spielen, wenn es darum geht, Biodiversität zu verbessern und Populationen der hiesigen Tierwelt zu erhalten [7].
Die Ringelnatter im Garten
Mit etwas Glück lässt sich die Ringelnatter in naturnahen Gärten beobachten. Dies trifft insbesondere zu, wenn der Garten an Naturflächen wie Feuchtgebiete, Wiesen etc. angrenzt und der Ringelnatter der Zugang zum Garten auch durch die Einfriedung hindurch möglich ist.
Um die Ringelnatter im eigenen Garten zu unterstützen, lohnt es sich, auf den Einsatz von Pestiziden zu verzichten. Eingesetzte Pestizide reduzieren die Nahrungsgrundlage der Ringelnatter.
Darüber hinaus empfiehlt sich die Anlage eines Kleingewässers wie beispielsweise eines naturnahen Gartenteichs, da die Ringelnatter Gewässer in ihrem Lebensraum außerordentlich schätzt. Hierbei sollte zumindest auf einer Seite des Teichs auf einen sanften Übergang zwischen Umgebung und Teich geachtet und steile Teichwände vermieden werden.
Um der Ringelnatter die Ablage von Eiern bzw. die Überwinterung zu ermöglichen, ist es hilfreich, Laub- oder Komposthaufen anzulegen. Laubhaufen sind insbesondere dann hilfreich, wenn sie in den kritischen Monaten ein paar Sonnenstrahlen abbekommen und nicht komplett im Schatten liegen. Wichtig ist hierbei zu bedenken, dass bei einer eventuell notwendigen Umschichtung des Pflanzenmaterials immer äußerst vorsichtig vorgegangen werden muss. Auf den Einsatz von scharfen/spitzen Werkzeugen wie beispielsweise Spitzgabeln ist zwingend zu verzichten, um eventuell im Laub-/Komposthaufen überwinternde Ringelnattern nicht zu verletzen bzw. abgelegte Eier nicht zu beschädigen. Es versteht sich von selbst, dass für viele Tierarten wichtige Strukturen wie Reisighaufen oder Laubhaufen niemals abgebrannt werden dürfen. Müssen solche Strukturen aus irgendeinem wichtigen Grund entfernt werden, dann sollten sie in jedem Fall von Hand abgetragen werden. Ein solches Umschichten sollte zudem ausschließlich zu unkritischen Jahreszeiten vorgenommen werden, also beispielsweise keinesfalls während der Winterruhe.
Da die Ringelnatter geschützte Rückzugsplätze schätzt, tragen auch Hecken aller Art dazu bei, dass sich die Ringelnatter im Garten wohl fühlt. Selbst niedrigere Hecken wie Lavendelhecken werden – sofern gut durchwachsen – gerne angenommen. Da Lavendelhecken in der Regel an einem sonnigen Standort stehen, findet die Ringelnatter an solchen Kleinstrukturen neben etwas Schutz zudem auch eine Möglichkeit, sich beim Sonnenbad zu erwärmen.
Zusätzliche, sonnig gelegene Kleinstrukturen wie Totholz im Garten, Totholzhaufen oder ein Steinhaufen mit ausreichend Lücken helfen dieser scheuen Schlange, sich im heimischen Garten wohlzufühlen.
Aufgrund ihrer Eigenschaft, sich bei gefühlter Bedrohung eher zurückzuziehen anstatt die Konfrontation zu suchen, ist die Ringelnatter ein faszinierender Gast im heimischen Garten. Wie bei allen anderen Tieren gebührt natürlich auch diesem Tier ausreichend Respekt. Ihr Gelege darf nicht beschädigt und niemals darf sie verfolgt, in eine Ecke gedrängt oder gar gefangen werden. Zum einen weil die Ringelnatter per Gesetz besonders geschützt ist. Zum anderen kann, derart bedroht, selbst die gutmütigste Schlange aggressiv reagieren.
Quellen
- Glandt, D. (2016). Amphibien und Reptilien – Herpetologie für Einsteiger. Berlin, Heidelberg: Springer Spektrum (Springer-Verlag).
- Lantermann, Y.; Lantermann W. (2010). Kröten, Echsen, Salamander – Amphibien und Reptilien beobachten und schützen. Stuttgart: Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG.
- Kühnel, K.-D.; Blanke, I.; Schlüpmann, M.; Blosat, B. & Nöllert, A. (2020): Ringelnatter i. w. S. (Natrix [Superspezies natrix]). – In: Rote-Liste-Gremium Amphibien und Reptilien: Rote Liste und Gesamtartenliste der Reptilien (Reptilia) Deutschlands. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (3): 38–39.
- Pro Natura – Schweizerischer Bund für Naturschutz, Tier des Jahres 2015: Die Ringelnatter, https://www.pronatura.ch/de/tier-des-jahres-2015 (Abrufdatum: 17. Januar 2024).
- Glandt, D. (2018). Praxisleitfaden Amphibien- und Reptilienschutz. Berlin: Springer Spektrum (Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature).
- Assmann, O., Artenschutzpraxis: Anlage von Hackschnitzelhaufen als Eiablageplätze für Äskulapnatter und Ringelnatter, In: Anliegen Natur 35(2), 2013: 16-21, ISBN 978-3-944219-08-0, https://www.anl.bayern.de/publikationen/anliegen/doc/an35201assmann_2013_hackschnitzelhaufen.pdf (Abrufdatum: 21. Januar 2024).
- Zevgolis, Y.G.; Christopoulos, A. Entrapped in Olive-Harvesting Nets: A Case of a Grass Snake Natrix natrix from an Olive-Growing Greek Aegean Island. Diversity 2023, 15, 452. https://doi.org/10.3390/d15030452 (Abrufdatum: 24. Januar 2024).