Die Mauereidechse ist in Deutschland heimisch, allerdings auf den Südwesten des Landes sowie den Südosten Bayerns beschränkt. Aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit und wenig ausgeprägten Scheu ist sie – sofern in der Umgebung Populationen vorhanden sind – auch im Garten ein regelmäßig beobachteter Gast.
Steckbrief
Aussehen
Das Aussehen der Mauereidechse ist ausgesprochen variabel. Sie besitzt einen braunen Rücken. Die Kehle und Unterseite sind heller. Auf dem Rücken befinden sich schwärzliche Flecken und ein dunkler Mittelstreifen. Zwei dunkelbraune Seitenstreifen, die vom Kopf über den gesamten Körper ziehen, sind von hellen Bändern umrahmt [2].
Auf dem Bild unten sind sowohl die dunkelbraunen Seitenstreifen mitsamt heller Umrahmung als auch der auf dem Rücken befindliche Mittelstreifen gut zu erkennen. Beim männlichen Tier sind die Seitenstreifen anders als auf diesem Foto häufig aufgelöst, sodass sie eher in Form eines Fleckenmusters denn als durchgezogener Seitenstreifen erscheinen.
Verbreitung
Die Mauereidechse tritt in Deutschland nur im Westen (von der Nordeifel bis zum Bodensee) auf [4]. Sie ist nur in den Bundesländern Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Saarland, Südhessen, im südlichen Nordrhein-Westfalen sowie im äußersten Südosten Bayerns einheimisch. Innerhalb und außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets sind durch Verschleppungen und Aussetzungen jedoch über 110 Populationen entstanden, die sowohl autochthonen (einheimischen) als auch allochthonen (gebietsfremden) genetischen Linien angehören [3].
Als submediterrane Art liegt der Verbreitungsschwerpunkt der Mauereidechse an den wärmebegünstigten Hanglagen der Weinberge und Niederwaldflächen der Flüsse Saar, Mosel, Nahe, Rhein, Lahn und Neckar [3].
Lebensraum
Die Mauereidechse hält sich vor allem in Weinbaugebieten auf, in denen sie von den vielerorts vorhandenen typischen Steinmauern in sonnenexponierten Lagen profitiert. Darüber hinaus lebt sie in Steinbrüchen, Geröllhalden, Ruinen menschlicher Bauwerke und historischen Gebäuden mit unverfugtem Mauerwerk sowie an Abbruchkanten naturbelassener Flüsse und sonnigen Böschungen von Bahnlinien und Straßen [2]. Auch innerhalb von Städten wie beispielsweise in Saarbrücken und Halle/Saale tritt sie auf [4].
Lebensweise
Die Mauereidechse verlässt in der Regel im März ihr Winterquartier [2].
Fortbewegung
Die Mauereidechse zeichnet sich in erster Linie durch ihre hervorragenden Kletterfähigkeiten aus. Begünstigt werden diese durch ihre kräftigen Beine in Kombination mit den langen Zehen [2]. Darüber hinaus wirkt der Schwanz stabilisierend.
Auf dem Foto unten sind sowohl die kräftigen Beine der Mauereidechse als auch ihre langen Zehen, insbesondere an den Hinterbeinen, gut zu erkennen.
Gut erkennbar ist ebenso, dass die Zehen selbst an vertikalen Strukturen über eine äußerst gute Griffigkeit verfügen und solche Hindernisse problemlos erklommen werden können.
Allerdings ist die Fortbewegung der Mauereidechse als ektothermes Tier in großem Maße von der Umgebungstemperatur abhängig. Dies führt dazu, dass bei kühlen Temperaturen bzw. am frühen Morgen die Bewegungsgeschwindigkeit der Mauereidechse deutlich reduziert ist. Ein Umstand, der sie bei niedrigen Temperaturen anfällig für Angriffe durch Fressfeinde macht und auch bei der Gartengestaltung bedacht werden sollte. Dies ist umso mehr der Fall, wenn Bedrohungen durch Räuber wie beispielsweise Katzen im heimischen Garten gegeben sind.
Darüber hinaus erschwert eine durch kühle Außentemperaturen verursachte reduzierte Beweglichkeit natürlich auch die eigene Futteraufnahme, da potenziellen Beutetieren nicht so leicht nachgestellt werden kann.
Sinne
Eidechsen verfügen über ein gut ausgeprägtes Sehvermögen. Dies ermöglicht ihnen eine aufmerksame Wahrnehmung ihrer Umgebung. Mögliche Beutetiere und eventuell vorhandene Fressfeinde können sie so in der Regel gut erkennen. Im Gegensatz dazu ist der Gehörsinn allerdings weniger ausgeprägt. Zwar sind Eidechsen Berichten zufolge zu Lautäußerungen in der Lage, eine gerichtete Kommunikation wird allerdings angezweifelt [2].
Das Foto unten zeigt eine äußerst aufmerksame Mauereidechse. Gut zu sehen sind auch die Ohren, die auf beiden Seiten des Kopfes an der kleinen Öffnung hinter den Augen zu erkennen sind. Da die Mauereidechse über keine Ohrmuscheln verfügt, fällt der Blick hierbei direkt auf das Trommelfell.
Fortpflanzung
Zu Beginn der Paarungszeit besetzen die Männchen der Mauereidechse kleinere Reviere. Dies hat zur Folge, dass in diesem Revier neu auftauchende Konkurrenten erbittert bekämpft werden und es zu Verletzungen der Tiere kommen kann. [2].
Das Weibchen der Mauereidechse legt zwei- bis dreimal im Jahr ihre Eier. Hierbei werden in der Regel zwei bis acht Eier unter Steinen oder in selbst angelegten Gängen abgelegt. Die Jungen sind nach ihrer Geburt etwa sechs Zentimeter lang und sind sofort selbständig. Sie werden nicht von der Mutter versorgt. [2].
Nahrung
Gliederfüßer, vor allem Spinnen und Insekten, zudem Asseln, Tausendfüßer, Schnecken und Regenwürmer [4].
Natürliche Feinde
Es gibt zahlreiche Tierarten, die die Mauereidechse bedrohen. Unter anderem zählen Katzen, Elstern, Eichelhäher, Turmfalken, Mäusebussarde, Schlingnattern und Marder zu ihren Fressfeinden [2]. Auch kleinere Säuger wie Spitzmäuse und Wanderratte sowie unter den Schlangen die Äskulapnatter können der Mauereidechse gefährlich werden [4].
Abwehr von Feinden
Die Mauereidechse ist ebenso wie einige andere Tierarten der Autotomie befähigt. Als Autotomie bezeichnet man die Fähigkeit eines Tieres, bei Gefahr einen Körperteil abzuwerfen. Die Mauereidechse kann bei Gefahr einen Teil ihres Schwanzes abwerfen. Ermöglicht wird diese Verteidigungsmethode durch eine Sollbruchstelle, an welcher der Schwanz abgetrennt werden kann. Da sich das abgeworfene Schwanzteil nach dem Abtrennen noch einige Minuten lang hin- und herbewegt und einem Fressfeind so ein „Eigenleben“ vorgaukelt, lenkt es die Aufmerksamkeit eines Räubers von der Eidechse ab und ermöglicht ihr die Flucht.
Allerdings zahlt die Mauereidechse dafür auch einen Preis. Zwar bildet sich der Schwanz in den Monaten nach dem Abwerfen wieder aus, doch kostet dies viel Energie, was wiederum zu Lasten der Beweglichkeit der Eidechse geht. Ebenso erreicht der nachgewachsene „Ersatzschwanz“ niemals die Perfektion und Funktionalität des regulären Schwanzes. Daher nutzt die Mauereidechse diese Verteidigungsstrategie nur bei akut wahrgenommener Bedrohung [2].
Da ein Verlust des Schwanzes sich für die Mauereidechse nachteilig auswirkt, sollte beim Zusammenleben mit der Mauereidechse im eigenen Garten ein solcher Verlust durch allzu aufdringliche menschliche Interaktion in jedem Fall vermieden werden.
Überwinterung
Die Mauereidechse hält wie alle anderen einheimischen Reptilien eine Winterruhe. Allerdings unterscheidet sie sich in einem Punkt von den anderen bei uns heimischen Eidechsen: Sie kann in jedem Monat des Winterhalbjahres außerhalb ihres Winterquartiers angetroffen werden, sofern die Lufttemperaturen auch nur geringfügig über 0°C liegen [5].
Generell ist sie jedoch lediglich bis in den November hinein aktiv [4].
Gefährdung
Die Mauereidechse leidet in erster Linie unter Lebensraumverlust. Dieser zeigt sich in einer Fragmentierung ihrer Lebensräume und damit verbundener Isolierung ihrer Populationen. Großflächige Monokulturen, wie dies im Weinbau der Fall sein kann, tragen ebenso dazu bei, wie die in den letzten Jahrzehnten zugenommene Beseitigung unverfugter Mauern. Darüber hinaus spielt auch die Einschleppung bzw. Aussetzung gebietsfremder Tiere sowie der Klettersport eine erschwerende Rolle [4].
Die Mauereidechse im Garten
Der eigene Garten lässt sich für die Mauereidechse durch viele Maßnahmen attraktiver machen. Voraussetzung dafür ist natürlich überhaupt erst einmal das Vorhandensein von Mauereidechsenpopulationen in der Umgebung. Es hilft zudem, wenn der eigene Garten zumindest teilweise von Natur oder naturnah angelegten Nachbarsgärten umgeben ist und der Zugang in den Garten für Mauereidechsen problemlos möglich ist.
Maßnahmen, die den heimischen Garten aus Sicht der Mauereidechse aufwerten, umfassen unter anderem [2]:
- Blumenwiesen
- Wildstrauchhecken
- Kräuterspirale
- Trockensteinmauer
- Steingarten
- Steinhaufen
- Eidechsenburg mit Sandbeet
- Totholzhaufen
- Vertikale Totholzelemente
- Stein-/Holzkombination
- Heidegarten
- Naturnaher Teich
- Komposthaufen
Darüber hinaus werten auch der konsequente Einsatz von heimischen Pflanzen (Ausnahmen sind natürlich immer möglich und manchmal sogar sinnvoll) den Garten auf. Wo keine Blumenwiesen möglich sind, wirken auch kleinere Blumeninseln bereichernd. Und wenn sich kein Platz für einen Steinhaufen findet, dann stellen vielleicht die kleineren Steinpyramiden eine machbare Alternative dar. Auf Pestizide sollte in einem Garten für Eidechsen in jedem Fall generell verzichtet werden.
Bevor ein Garten allerdings eidechsenfreundlich gestaltet wird, sollte zunächst einmal geprüft werden, ob er für die Tiere auch tatsächlich sicher ist. Häufige Gefahrenquellen wie ungenügend abgesicherte Lichtschächte, Gartenteiche mit Steilufern und der Einsatz von Rasenmähern lassen sich durch die richtigen Maßnahmen sicherlich deutlich reduzieren.
Wenn allerdings eigene oder fremde Katzen regelmäßig durch den Garten streunen oder Hühner im Garten leben, wird der Schutz der Mauereidechse schon deutlich schwieriger. In diesem Fall sollte, je nach den vorhandenen Gegebenheiten und möglichen Schutzmaßnahmen, überlegt werden, ob es zum Wohle der Tiere eventuell nicht besser ist, auf ein Anlocken von Mauereidechsen zu verzichten.
Quellen
- Glandt, D. (2016). Amphibien und Reptilien – Herpetologie für Einsteiger. Berlin, Heidelberg: Springer Spektrum (Springer-Verlag).
- Günzel, W. R. (2022), Ein Garten für Eidechsen, Darmstadt: pala-verlag
- Schulte, U.; Laufer H. (2020): Mauereidechse (Podarcis muralis). – In: Rote-Liste-Gremium Amphibien und Reptilien: Rote Liste und Gesamtartenliste der Reptilien (Reptilia) Deutschlands. – Naturschutz und Biologische Vielfalt 170 (3): 31–32.
- Glandt, D. (2018). Praxisleitfaden Amphibien- und Reptilienschutz. Berlin: Springer Spektrum (Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature).
- Deutsche Gesellschaft für Herpetologie und Terrarienkunde (DGHT) e. V.,
Die Mauereidechse: Reptil des Jahres 2011, https://feldherpetologie.de/lurch-reptil-des-jahres/reptil-des-jahres-2011-die-mauereidechse/mauereidechse-reptil-des-jahres-2011/ (abgerufen am 21.01.25)