Neben der Auswahl der Pflanzen, dem vorhandenen Nahrungsangebot und verfügbaren Nistmöglichkeiten spielen Rückzugsorte für Tiere im Garten eine große Rolle wenn es um die Frage geht, wo sie sich niederlassen. Neben typischen, schutzgebenden Strukturen wie Reisighaufen, Totholzhaufen, Rindenhaufen und Steinhaufen sind selbst vermeintlich kleine Rückzugsorte wie ein Stapel aus Anzündholz bei vielen Tieren sehr beliebt und können in der Not den Unterschied ausmachen.
Das Bedürfnis nach Schutz ist nicht nur während der Brutsaison beziehungsweise Aufzucht der Jungen sehr ausgeprägt. Im Tierreich kann ein einziger Fehler bei der Wahl der Nisthöhle, des nächtlichen Schlafplatzes oder aber im Verhalten während der Futtersuche über Leben und Tod entscheiden. Schließlich bemerken auch Fressfeinde günstige Lebensbedingungen und das vermehrte Zugegensein von potenziellen Beutetieren.
Diese arme kleine Spitzmaus in der Abbildung rechts wurde zum Beispiel von einer Katze böse verletzt. Obwohl die Wunde zuheilte, konnte die Kleine nicht gerettet werden.
Mögliche Rückzugsorte im Garten
Rückzugsorte durch Bepflanzung
Eine sinnvolle Bepflanzung leistet bereits einen großen Beitrag zum Schutz von Beutetieren. Viele heimische Pflanzen, Sträucher und Gehölze sind mit äußerst wehrhaften Dornen bestückt – und eignen sich damit hervorragend als Rückzugsort für viele Gartenvögel, aber auch für Kleinsäuger, die dort gerne Zuflucht suchen.
So ist zum Beispiel die Schlehe (Abbildung oben) bei Vögeln sehr beliebt. Sie verfügt über ausgeprägte Dornen und bietet Vögeln einen guten Schutz vor Fressfeinden.
Ein weiterer Vorteil: Viele Vogelarten finden ihre Früchte sehr lecker und im Frühjahr freuen sich Schmetterlinge und Bienen über ihre hübschen weißen Blüten. Einen Nachteil gibt es leider auch: Die Schlehe bildet Ausläufer.
Rückzugsorte durch sichere Nistkästen
Verlege Nistplätze an geschützte Stellen und sorge dafür, dass diese vor Angriffen durch Marder und Katzen bestmöglich geschützt sind. Hierfür eignen sich unter anderem spezielle Nistkästen, die mit einem Vorbau und/oder Schutzgitter ausgestattet sind, um derartige Angriffe zu verhindern.
Gerade während der Brutzeit ist es eminent wichtig, über viele Rückzugsorte für Tiere im Garten zu verfügen. Zum einen weil die Elterntiere mit der Aufzucht ihrer Jungen voll beschäftigt sind und leicht zugängliche Rückzugsorte ihnen die wenigen, kurzen Ruhephasen erleichtern. Zum anderen können solche Rückzugsorte in den ersten Tagen nach dem Ausfliegen der Vögel aus dem Nest beispielsweise über Leben und Tod entscheiden. Schließlich sind alle Jungtiere in der Regel noch extrem unbedarft und die Motorik für schnelle Fluchtbewegungen etc. muss sich erst entwickeln. In dieser kritischen Phase helfen viele, über den Garten verteilte Rückzugsorte.
Sichere Futter- und Wasserstellen
Erschwere Katzen zudem das Lauern in der Nähe von Futterplätzen und Vogeltränken, indem du hohes Gras und ähnliche Versteckmöglichkeiten im direkten Umfeld der Vorrichtungen entfernst. Achte aus dem gleichen Grund zudem auf einen gewissen Abstand zu Büschen oder Sträuchern. Allerdings sollte die Futterstelle auch nicht inmitten einer offenen Fläche stehen, damit sich die tierischen Besucher bei drohender Gefahr schnell verstecken können.
Such dir für die Vogeltränke zum Beispiel einen Platz aus, an dem auch durch das Bad abgelenkte Vögel einen guten Überblick über ihre Umgebung behalten. Auch wenn die Vogeltränke nicht direkt neben einem Gebüsch stehen sollte, so hilft es den Vögeln doch, wenn nicht allzu weit von der Tränke entfernt Sträucher und/oder Bäume stehen, damit sie in bedrohlichen Situation schnell in das schützende Versteck flüchten können.
Die richtige Balance zwischen freien Flächen und Versteckmöglichkeiten in der Nähe einer Futterstelle bzw. Vogeltränke zu finden, ist nicht immer leicht und hängt auch vom jeweiligen Garten ab. Im Bild oben wurde dieses Problem recht gut gelöst. Die erhöhte Wasserstelle bietet einen besseren Überblick als am Boden (bestimmte Tierarten benötigen jedoch auch Wasserstellen am Boden).
Die direkte Umgebung um die Vogeltränke ist eine freie Fläche, doch gibt es im Abstand von circa zwei bis drei Metern genügend Rückzugsorte in Form von Büschen, um bei Gefahr schnell reagieren zu können. Das höhere Gras direkt um die Wasserstelle könnte noch kürzer geschnitten sein, damit die Besucher der Vogeltränke im Gras kauernde Jäger wie z.B. Katzen sofort entdecken können. Allerdings ist der Bewuchs relativ spärlich, sodass hier momentan nicht die ganz große Gefahr lauert und sich das mögliche Risiko daher noch im Rahmen bewegt. Optimal ist es aber nicht.
Sicherheitslücken im Garten
Auch du als Gartenbesitzer solltest deine Aufmerksamkeit immer wieder auf potenzielle „Sicherheitslücken“ in deinem Garten lenken. Sind in deinem Garten vermehrt streunende Katzen zugegen oder hast du eine eigene Katze? Hast du vielleicht einen Sperber bemerkt, der sich auffallend oft in deinem Garten zeigt? Befindet sich die von dir eingerichtete Vogeltränke vielleicht direkt neben einem Gebüsch, in welchem sich mögliche Räuber verstecken könnten? Oder hast du festgestellt, dass du vielleicht über keine ausreichenden Rückzugsorte für Tiere in deinem Garten verfügst? Wenn du eine oder mehrere dieser Fragen mit Ja beantwortet hast, dann solltest du alsbald Abhilfe schaffen.
Es empfiehlt sich bei der Anlage oder Überarbeitung des Gartens ohnehin, gezielt Sträucher für Vögel zu pflanzen. Diese bieten wahlweise Schutz und/oder Nahrung für Gartenvögel.
Selbstverständlich gilt es darüber hinaus auch, all jene Gefahren für Tiere im eigenen Garten zu entschärfen, die vornehmlich durch die menschliche Nutzung entstehen.
Gute alte Ethik
Natürlich wollen auch von Beutetieren abhängige Tiere wie Sperber und Co. überleben und haben dabei das gleiche Recht auf Leben wie alle anderen Lebewesen. Daher ist es eine ethisch äußerst schwierige Frage, welches Tier in seinem Überlebenskampf von uns unterstützt werden soll.
Ein erster Ansatz mag hier – wie auch in vielen anderen Situationen – das Prinzip der Balance sein. Sorge dafür, dass du potenzielle Beutetiere nicht leichtfertig durch falsche Futterplätze auf den sprichwörtlichen Präsentierteller lockst, sehe aber auch auf Nahrung angewiesene Räuber nicht als die Wurzel allen Übels.