Zuletzt aktualisiert am 8. November 2024
Der Sperber ist ein extrem wendiger Greifvogel, der vor allem im Winter auf der Suche nach Beute häufiger in Gärten auftaucht.
Sperber Steckbrief
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- Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)
- Familie: Habichtartige (Accipitridae)
- Wissenschaftlicher Name: Accipiter nisus
- Englischer Name: Eurasian Sparrowhawk
- Französischer Name: Epervier d’Europe
- Weitere Namen: /
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- Aussehen: Kurzer, kleiner Kopf. Weibchen unterseits mit grauer, Männchen mit rotbrauner Bänderung [6]. Langer, gerade abgeschnittener Schwanz [3]. Weibchen bis zu 30% größer wie Männchen [4].
- Größe/Länge: 28-40 cm [4].
- Spannweite: 55-70 cm [1].
- Gewicht: 150-320 g [5].
- Vorkommen: Brutvogel in Nordafrika, Europa und Asien bis an den Pazifik [3].
- Lebensraum: Bevorzugt strukturreiche Landschaft mit Wechsel von Wäldern, Hecken und Buschgeländen [3]. Brut vorzugsweise in mittelalten Nadelholzbeständen [6].
- Lebenserwartung: Bis 10 Jahre [5].
- Bevorzugte Nahrung: Hauptnahrung Kleinvögel, die häufig aus Ansammlungen an Futterstellen erbeutet werden [2]. Häufigste Beutetiere sind unter anderem Haussperling, Finken, Lerchen, Drosseln, Kleinsäuger normalerweise nur zu einem geringen Anteil [3].
- Fressfeinde: Uhu, Habicht, Marder
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- Beobachtungszeitraum: Ganzjährig [1].
- Zugverhalten: Standvogel/Kurzstreckenzieher [1].
- Brutzeit: Anfang Mai bis Mitte August [1].
- Anzahl Brutpaare Deutschland: 17 000-19 000 [1].
- Gefährdet durch: Illegale Greifvogelverfolgung, forstliche Maßnahmen während der Brutzeit, allzu gewagte Flugmanöver bei der Jagd
- Gefährdungsgrad: Nicht gefährdet [1].
Lebensweise:
Der Sperber ist ein „Überraschungstäter“. Entweder lauert er möglichen Opfern auf oder er schießt förmlich um Ecken, Bäume, Hecken etc., um seine Beute zu überrumpeln. Zudem folgt der Sperber bei der Jagd meist festgelegten Flugrouten [4].
Der Sperber baut sein Nest im Gegensatz zu größeren Greifvögeln jedes Jahr neu auf jungen oder mittelalten Bäumen. Das Gelege besteht aus 4-6 Eiern, welche Ende April bis Ende Mai/Anfang Juni gelegt werden. Gebrütet wird 33-36 Tage lang und die Nestlingsdauer beträgt 24-30 Tage [3].
Besonderheiten:
Der Sperber ist in der Welt der Kleinvögel gefürchtet. Wohl kaum ein anderer Greifvögel ruft einen solchen Aufruhr hervor wie der Sperber, dessen Erscheinen laute, panische Warnrufe der kleineren Vögel zur Folge hat.
Der Sperber ist leicht mit dem Habicht zu verwechseln. Ein Unterscheidungsmerkmal ist jedoch der Schwanz: Dieser ist beim Sperber im Gegensatz gerade abgeschnitten, während der Schwanz des Habichts breiter und an den Ecken meist deutlicher gerundet ist. Zudem zeigt der Habicht im Flug langsamere Flügelschläge und längere Gleitphasen als der Sperber [3].
Auch wenn der Sperber ein extrem geschickter und wendiger Jäger ist, so werden ihm seine halsbrecherischen Flugmanöver dennoch immer wieder mal zum Verhängnis. Hierbei kann es vor allem zu Unfällen mit Fensterscheiben oder ähnlichen Hindernissen kommen.
Interessantes:
In den 60er- und 70er-Jahren litt der Sperber massiv unter dem hohen Pestizideinsatz (v.a. DDT und Lindan) in der Landwirtschaft und seine Bestände gingen dramatisch zurück, da der Sperber als Endglied der Nahrungskette (Getreide –> Kleinvogel –> Sperber) große Mengen dieser Chemikalien aufnahm, dies zu einer Vergiftung der Gelege führte und seine Jungen als Folge davon noch vor dem Schlüpfen starben [7].
Durch das Verbot von DDT und anderer Chemikalien sowie durch die Einstellung der Jagd haben sich die Bestände mittlerweile zum Glück wieder erholt.
Nutzen für den Naturgarten:
Der Sperber übernimmt in der Natur die verständlicherweise ungern gesehene Rolle der „natürlichen Selektion“.
Das hilft dem Sperber:
Ein naturnah angelegter, artenreicher Garten.
Das schadet dem Sperber:
Auszeichnungen:
/
Anmerkungen:
Auch bei mir schaut der Sperber im Winter nur allzu gerne in der Hoffnung auf Beute vorbei. Ist er einmal erfolgreich, wird er sich diesen Platz merken. Seine Geschwindigkeit und Wendigkeit bei der Jagd sind tatsächlich erstaunlich, wobei er ab und an auch durchaus einen Ansitz nutzt, um auf vorbeifliegende Beute zu warten.
Wenn du im Winter einen Futterplatz für Kleinvögel einrichtest, dann kannst du diesen in der Nähe von dichten Büschen, Pergolen, einem Reisighaufen oder Ähnlichem platzieren, um den Vögeln zumindest die Chance zu geben, entkommen zu können. Mit einem auf freier Fläche vollkommen ungeschützten Futterplatz servierest du dem Sperber die Kleinen auf dem Silbertablett.
Vor ein paar Jahren war ich zufällig im Garten, als ein Sperber Jagd auf eine Amsel machte. Diese konnte sich jedoch in einen (sogar relativ kleinen (ca. 60 cm Höhe)) Reisighaufen retten und nachdem der Sperber noch mehrmals erfolglos versucht hatte, in den Reisighaufen vorzudringen, ließ er ab und flog davon. Die Amsel wartete noch ein paar Minuten, bevor auch sie ihr Versteck verließ und unverletzt weiter flog. Du siehst also, wie wichtig es ist, für einen strukturreichen Garten zu sorgen.
Allerdings möchte ich an dieser Stelle eine kleine Lanze für den Sperber brechen: Er sollte wirklich nicht als verachtenswerter Feind gesehen werden, den es mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt. Schaff Kleinvögeln durch obige Maßnahmen bessere Überlebenschancen, aber versuch auch ein wenig Verständnis dafür aufzubringen, dass in diesem Überlebenskampf ein Tier immer verlieren wird. Entweder der Kleinvogel, der geschlagen wird oder der Sperber, der ohne Nahrung nunmal nicht überleben kann.
Literaturhinweise
- BALZARI, CARL‘ ANTONIO | GRAF, ROLAND | GRIESOHN-PFLIEGER, THOMAS | GYGAX, ANDREAS | LÜCKE, ROBERT: Vogelarten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz – Nicht-Singvögel, Bern, Haupt Verlag (2013).
- BERTHOLD, PETER / MOHR; GABRIELE: Vögel füttern – aber richtig, Stuttgart, Franckh-Kosmos-Verlag, 2006.
- BEZZEL, EINHARD: BLV Handbuch Vögel, München, BLV Verlagsgesellschaft mbH, 1996.
- BURTON, ROBERT: Vögel im Garten, München, Dorling Kindersley-Verlag, 2004, 2008, 2013.
- HUME, ROB: Vögel in Europa, München, Dorling Kindersley Verlag GmbH, 2002, 2007, 2010, 2013, 2016.
- STICHMANN, WILFRIED: Der große Kosmos-Tierführer, Stuttgart, Franckh-Kosmos-Verlag, 2005.
- Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz, http://www.wald-rlp.de/lebensraum-wald/oekosystem-wald/voegel/sperber.html (Link nicht mehr verfügbar)