Zuletzt aktualisiert am 24. Oktober 2024
Der Herbst ist neben dem Frühjahr die zweite Jahreszeit, die viele Gärtner für ein Großreinemachen im eigenen Garten nutzen. Doch auch wenn dies auf das menschliche Auge äußerst befriedigend wirkt, empfiehlt es sich, verblühte Pflanzen im Garten stehen zu lassen.
Verblühte Pflanzen stehen lassen – Warum?
Im Herbst wird vielerorts traditionell zur Gartenschere gegriffen, um verblühte Stauden abzuschneiden. Doch diese erfüllen für die Tierwelt eine wichtige Funktion und helfen einigen Tieren im Garten das Überleben im Winter. Neben Insekten profitieren Vögel, allen voran die Körnerfresser, von Pflanzen, die im Winter stehen bleiben. Aber auch andere Tiere nutzen stehengebliebene Pflanzen auf vielfältige Art und Weise: sei es als kurzfristige Deckung, Rückzugsmöglichkeit oder bei dichteren Beständen als Isolationsschicht an kalten Tagen.
Insekten
Viele Insekten überwintern in den Stängeln von verblühten Stauden. Schmetterlinge beispielsweise heften ihre Eier gerne an die ihnen eigenen Futterpflanzen, sodass die Raupe nach dem Schlüpfen im Frühjahr gleich die für sie relevante Pflanze als Nahrung vorfindet. Manche Schmetterlingsarten überwintern hingegen als Puppe an Pflanzen hängend. In beiden Fällen ist es daher wichtig, dass die Pflanzen stehen bleiben dürfen, damit die Tiere den Winter unbeschadet überleben .
Vögel
Neben Insekten profitieren auch Vögel von verblühten Pflanzen die stehen bleiben dürfen. So suchen sie zwischen verblühten Pflanzen nach Essbarem wie eben oben beschriebenen Insekten oder leeren vorhandene Samenstände. Einer der hübschesten, hierzulande vorkommenden Vögel, nämlich der Stieglitz, nutzt mit Vorliebe stehengelassene Disteln. Auch die Wilde Karde wird von ihm im Winter äußerst gerne als Nahrungsquelle genutzt. Aber natürlich zehren auch viele andere Vogelarten von in der Natur vorhandenen Sämereien.
Rückschnitt im Frühjahr schützt Pflanzen vor Kälte
Nicht nur die Tierwelt profitiert davon, wenn verblühte Pflanzen stehen gelassen werden, sondern auch die Pflanzen selbst: Zurückbleibende Stängel und Laub schützen die Pflanzen besser vor Kälte.
Mut zur rauen Schönheit
Wer den Mut hat, die konventionelle Ästhetik ein wenig außer acht zu lassen, wird mit kleinen Kunstwerken der Natur belohnt. Viele verblühte Stauden sehen im Winter wunderschön aus, wenn sie mit Raureif überzogen sind. Besonders gut zur Geltung kommen sie natürlich vor einem strahlendblauen Himmel eines kalten Wintertags.
„Wilde Ecke“ als Einstieg
Wenn du dich partout nicht mit dem Gedanken anfreunden kannst, verblühte Pflanzen stehen zu lassen, kannst du zum Einstieg einfach eine kleine Ecke in deinem Garten einrichten, die dir weniger ins Auge sticht. Lass dort etwas „Unordnung“ zu, indem du an diesem Fleckchen den Einsatz deiner Gartenschere aufs kommende Frühjahr verlegst.
Wenn du dich mit der Zeit mehr und mehr an einen etwas weniger ordentlichen Anblick im Winter gewöhnt hast, kannst du die Bereiche ausweiten, an denen die „Ausputzarbeiten“ bis zum Frühjahr ruhen. Die Tiere in deinem Garten werden es dir danken.