Zuletzt aktualisiert am 25. Oktober 2024
Die Varroamilbe und die damit verbundene Gefahr für Bienen ist in aller Munde. Daher möchte ich diesem Thema im heutigen Interview auch auf Garten-als-Naturschutz einen Platz geben. Mit dem Bienensauna-Team unterhalte ich mich über das Prinzip der Hyperthermie und die daraus entstandene Bienensauna, einem etwas anderen Ansatz im Kampf gegen die gefährliche Varroamilbe.
Hallo liebes Bienensauna-Team. Bitte stellen Sie sich und Ihre Arbeit kurz vor.
Hallo liebe Natascha, hallo liebe Leser!
Das Bienensauna-Kernteam besteht aus Dipl.-Ing. Richard Rossa, seiner Frau Cornelia Rossa-Comes und Dr. Florian Deising.
Außerdem gibt es noch mehrere Unterstützer und freie Mitarbeiter wie Alicia Metz (Social Media & Presse).
Richard ist Ingenieur, selbst Imker und hat die Bienensauna entwickelt. Cornelia ist ebenfalls Imkerin und hat von Anfang an aktiv bei der Entwicklung der Bienensauna mitgeholfen. Florian ist Geschäftsführer der GmbH und betreut das Projekt mit ganzem Herzen. Alicias Aufgaben sind hauptsächlich Social Media-Aktivitäten und Pressearbeit.
Was uns alle verbindet ist der Glaube an das Projekt und das Wissen, dass die Rettung der Bienen uns alle etwas angeht. Gemeinsam mit möglichst vielen ImkerInnen wollen wir deswegen gerne eine Bewegung der Hyperthermie begründen.
Wie ist die Idee zur Bienensauna eigentlich entstanden bzw. woher kam die Idee, Wärme zu nutzen, um die Varroamilbe zu bekämpfen?
Die Idee, Wärme im Kampf gegen die Varroamilbe einzusetzen ist nicht neu. Hyperthermie-Behandlungsmethoden gibt es schon lange. Allerdings kann eine „Bienensauna“ inzwischen viel kleiner und gleichzeitig energieeffizienter gebaut werden. Auch die elektronische Regelung hat in den letzten Jahrzehnten große Fortschritte gemacht. Richard ist sowohl Imker als auch Fachmann für Mess- und Regeltechnik. Die Kombination dieser Kenntnisse war die perfekte Voraussetzung, um eine handhabbare, sichere und effiziente Milbenbekämpfung mit Hyperthermie zu entwickeln.
Auf die Idee für die Bienensauna ist Richard gekommen, als eines seiner Bienenvölker durch eine Säurebehandlung eingegangen ist. Daraufhin hat er recherchiert und mit der Entwicklung der Bienensauna begonnen. In den letzten Jahren hat er zahlreiche Hyperthermie-Behandlungen kompletter Völker in ihren Beuten bei befreundeten Imkern und bei seinen eigenen Bienen durchgeführt.
Wie sieht eine Behandlung mit der Bienensauna aus und was passiert dabei im Stock?
Die Bienensauna wird unterhalb des Einfluglochs in die Beute geschoben und eingeschaltet. Die Bienensauna erwärmt den Bienenstock bis auf maximal 42°C. Das ist genau die Temperatur, die auch die Bienenlarve über einen längeren Zeitraum gut übersteht; erwachsene Bienen vertragen problemlos höhere Temperaturen. Sie ist nicht nur unschädlich für die Bienen sondern sogar wohltuend. Und die Bienen danken es mit Vitalität, guter Volksentwicklung und hohen Honigerträgen.
Die Varroamilbe hingegen reagiert empfindlich auf die Wärme. Ab einer Temperatur über 39°C verändern sich die Eiweiße in ihrem Körper, und sie erleidet irreversible Schäden.
Die Temperatur und die Feuchtigkeit im Bienenstock werden während der gesamten Behandlung permanent kontrolliert und geregelt.
Wie oft und wie lange muss ein Volk behandelt werden, damit es auch ohne konventionelle Behandlungen gesund bleibt?
Wir empfehlen zwei Behandlungen im Jahr. Eine im zeitigen Frühjahr, vor Beginn der Brutsaison. Damit erwischt man alle Varroen und die Bienen starten durch den hohen Wirkungsgrad fast milbenfrei in die neue Saison. Eine zweite Behandlung bietet sich im Herbst nach dem Abschleudern an, um gestärkt in die Überwinterungszeit zu gehen. Bei Neuinfektionen kann aber auch jederzeit nachbehandelt werden, denn grundsätzlich ist die Behandlung mit der Bienensauna zu jeder Jahreszeit möglich.
Bei ansitzenden Bienen ohne Brut dauert die Behandlung nach Erreichen der Solltemperatur ca. 45 Minuten; mit Brut rund zwei Stunden. Danach schaltet das Gerät sich automatisch ab, man muss als ImkerIn also nicht dabei bleiben.
Kann die Bienensauna in ausnahmslos jeder Bienenbeute verwendet werden?
Die Bienensauna eignet sich für alle Magazinbeuten. Am besten funktioniert sie in Einraumbeuten, aber auch die Behandlung in Mehrraumbeuten und in Beuten mit aufgesetztem Honigraum ist möglich.
Die Bienensauna wird wie eine Schublade in den Behandlungsboden eingeschoben, der unterhalb der Brutzarge der Beute steht. Der Behandlungsboden ist ein notwendiges Element. Um die Handhabung einfach zu machen und die Bienen nicht zu stören, kann er aber auch dauerhaft unter den Bienenstöcken verbleiben.
Wie viele Völker wurden insgesamt bislang von Ihnen mit der Bienensauna behandelt und welche Erfolge konnten hierbei verzeichnet werden?
In den letzten 5 Jahren sind rund 75 Völker von uns behandelt worden. Bei allen Völkern haben wir Erfolge erzielen können. Die begeisterten Zitate der ImkerInnen zu Vitalität, Volksentwicklung und höherer Honigernte kann man bei uns auf der Homepage nachlesen.
Gibt es Studien zur Effektivität der Bienensauna bzw. befinden sich solche in Planung?
Hyperthermie gibt es seit 30 Jahren. Die Wirkungsprinzipien sind erforscht und bekannt. Die Bienensauna ist lediglich das erste praktische Gerät, das dem Imker die Anwendung ermöglicht. Forschung im engeren Sinne ist daher nicht nötig.
Aber wir haben mit unserem Feldversuch Großes vor. Alle ImkerInnen, die eine Bienensauna besitzen oder anwenden, können die Behandlungsdaten in eine Datenbank überspielen und ihre Behandlungserfolge dokumentieren. Damit gewinnen wir wertvolle praxisnahe Erfahrungen aus erster Hand. Diese verwenden wir zuvorderst zur laufenden Verbesserung der Bienensauna. Aber ebenso wichtig scheint uns zu sein, die Daten öffentlich zu machen und damit das erste Mal verlässliche Daten über die Milbenverbreitung der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Das ermöglicht erst eine effektive und großflächige Bekämpfung der Varroamilbe.
Gibt es für Interessierte in Form von Live-Vorführungen eine Möglichkeit, die Bienensauna in Aktion zu erleben, um einen ersten Eindruck zu gewinnen?
Anfang März war das Bienensauna-Team auf Frühjahrstour und ist mit dem Wohnmobil 35 Tage lang quer durch Deutschland gefahren. Bei den Vorführungen waren insgesamt mehr als 600 ImkerInnen.
Aufgrund der großen Nachfrage wird es eine weitere Vorführungs-Tour im Herbst geben: Vom 31. Oktober bis zum 08. November sind wir wieder unterwegs, zwischen Düsseldorf und Dresden. Alle Infos und Möglichkeiten zur Anmeldung gibt es hier.
Ab wann wird die Bienensauna lieferbar sein?
Die Auslieferung beginnt voraussichtlich ab Juli 2015.
Wo erhalten meine Leser weiterführende Informationen zu den verfügbaren Modellen sowie den Preisen der Bienensauna?
Alle Infos zur Bienensauna finden Ihre Leser auf unserer Website.
Und auch bei Facebook (https://www.facebook.com/bienensauna) und Twitter (https://twitter.com/Bienensauna).
Vielen Dank für das Interview!
Wir bedanken uns. 🙂