Vor ein paar Tagen war mal wieder eine kleine Rettungsaktion vonnöten: Ein kleiner Gartenschläfer hatte sich in ein Regenrohr verirrt und brauchte dringend Hilfe.
Um kurz nach 6 Uhr morgens hörte ich durch das offene Fenster ein paar quiekende Geräusche. Da dies um diese Uhrzeit bei uns nicht weiter auffällig ist, kümmerte ich mich zunächst nicht weiter darum. Als allerdings 10 Minuten später noch immer – und das in recht regelmäßigen Abständen – die besagten Tiergeräusche zu hören waren, ging ich mit Taschenlampe bewaffnet vor die Haustür um nachzusehen.
Zuerst vermutete ich eine Maus oder einen ähnlichen Kleinsäuger unter dem Auto, denn auch dies kommt hier häufiger vor. Doch nach dem Absuchen mit der Taschenlampe, ließ sich diese Möglichkeit ausschließen. Da das Quieken dennoch nicht verstummte, suchte ich mit der Taschenlampe erneut den Boden ab. Direkt neben unserer Eingangstür befindet sich ein Regenrohr im Boden, welches allerdings mit einem extrem feinmaschigen Drahtgitter gesichert ist, damit keine Kleintiere hineinfallen können … noch nicht einmal Spinnen passen durch die Maschen dieses Gitters. Als der Strahl der Taschenlampe auf das Gitter traf, verstummte das Quieken für einen Moment und ich konnte einen kleinen Schatten im Inneren des Rohrs sehen. Daher wartete ich einen Moment und als das Quieken wieder begann, leuchtete ich direkt in das Regenrohr hinein und sah tatsächlich schemenhaft ein kleines Tier, welches sich nach erneutem Leuchten als Gartenschläfer offenbarte.
Ich rätselte kurz, wie der Gartenschläfer dort hineinkommen konnte, denn das Gitternetz war intakt. Allerdings war die Frage, wie der kleine Kerl wieder herauszubekommen war, wesentlich wichtiger.
Die Stelle, an der er saß, führte etwa 20 Zentimeter senkrecht nach unten, bevor das Rohr in einem 90- Grad-Winkel nach links abzweigte. Einfach hineingreifen und rausholen konnte ich den kleinen Kerl daher nicht, denn sobald ich mich näherte, verschwand er in das unter dem Boden liegende, waagrecht verlaufende Rohr. Ich entschied mich dazu, ein Handtuch so in das Rohr zu schieben, dass noch genug Platz für den Gartenschläfer blieb, um daran nach oben in die Freiheit zu klettern. Gesagt, getan!
Jedoch hatte ich nicht die Kühnheit – oder war es Verzweiflung? – des kleinen Kerls bedacht, denn kaum hatte ich das Handtuch im Rohr platziert, kam der Gartenschläfer auch tatsächlich, noch bevor ich mich zurückziehen konnte, nach oben geklettert. Allerdings blieb er bei meinem Anblick – anstatt zu flüchten – am Rand des Rohrs sitzen, um sich nach einer 20-sekündigen Bedenkzeit wieder in sein Rohr zurückzuziehen. Der zweite Versuch, verlief kaum besser. Beim dritten Mal jedoch war ich schnell genug, um mich sofort nach dem Einschieben des Handtuchs zwei, drei Meter zurückzuziehen und damit Abstand zu gewinnen, bevor erneut die kleine Nasenspitze des Gartenschläfers auftauchte. Und tatsächlich: Dieses Mal war die Distanz zu ihm groß genug, sodass er sich langsam von dem noch offenen Loch entfernte. Während er sich in Richtung Garten davon machte, verschloss ich das Regenrohr schnell wieder mit dem Gitter und war froh, dass alles relativ reibungslos geklappt hatte.
Wie kam der Gartenschläfer in das Regenrohr?
Das Regenrohr selbst hat nur zwei potenzielle Öffnungen. Eine direkt auf dem Boden, um nach unten tropfendes Regenwasser aufzunehmen. Diese Öffnung ist mit oben besagtem Gitter gesichert, welches auch vollkommen intakt war. Das Rohr ist unter dem Boden mit einem einige Meter entfernten Fallrohr verbunden, welches das Wasser des Daches aufnimmt, aber auch diese Möglichkeit kann ausgeschlossen werden, denn die Regenrinnen sind allesamt durch Gitter gesichert. Allerdings befindet sich circa zwei bis drei Meter von der Stelle, an der der Kleine auf sich aufmerksam machte, ein öffentlicher Gully, welcher mit unserem Abflussrohr verbunden ist und ich vermute, dass der kleine Gartenschläfer durch die Öffnungen des Gullydeckels geklettert ist und dort nicht mehr herauskam.
Sein Glück war, dass es in dieser Zeit nicht regnete und die Rohre vollkommen trocken waren und dass er eben eindringlich genug auf sich aufmerksam machte, um von jemandem gehört zu werden.
Sehr interessant: Einen Tag nach der Rettung des Gartenschläfers wies das Gitternetz am nächsten Morgen ein rund 4 Zentimeter breites Loch sowie einige Kratzspuren auf. Ich vermute, dass eine Katze oder ein Marder in der Nacht auf den noch vorhandenen Geruch des Gartenschläfers aufmerksam wurde und in Hoffnung auf Beute einen Weg in das Rohr gesucht hat.
Was kannst du daraus lernen?
Auch wenn du an diesem Beispiel siehst, dass selbst mit sehr guter Sicherung immer noch Unfälle passieren können: Sichere bitte alle potenziellen Fallen für Tiere ab, die abgesichert werden können. Es ist wirklich keine Panikmache, wenn ich darauf hinweise, was alles passieren kann. Mit relativ geringem Aufwand kannst du so über die Jahre viele Tierleben retten, denn es ist herzzerreißend, die Geräusche eines panischen Tiers beispielsweise in einem Regenrohr zu hören und nichts tun zu können. Leider haben nicht alle Tiere Fortuna so auf ihrer Seite, wie dieser kleine Gartenschläfer.