Zuletzt aktualisiert am 8. November 2024
Das Blässhuhn (auch Blesshuhn oder Blessralle) ist ein in städtischen Gewässern häufig zu beobachtender Schwimmvogel.
Blässhuhn Steckbrief
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- Ordnung: Kranichvögel (Gruiformes)
- Familie: Rallen (Rallidae)
- Wissenschaftlicher Name: Fulica atra
- Englischer Name: Common Coot
- Französischer Name: Foulque macroule
- Weitere Namen: Blässralle, Blesshuhn, Blessralle
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- Aussehen: Schwarzes Gefieder, kurzer Schwanz, weißer Schnabel und weißes Stirnschild, graue Füße, lange Zehen mit Schwimmlappen. ((Vgl. BURTON (2004, 2008, 2013), S. 132.))
- Größe/Länge: 38 cm ((STICHMANN (2005), S. 142/1.))
- Spannweite: 70-80 cm ((Vgl. BALZARI | GRAF | GRIESOHN-PFLIEGER | GYGAX | LÜCKE (2013), S. 227.))
- Gewicht: 600-900 g ((HUME (2016), S. 136.))
- Vorkommen: Häufiger Brutvogel Eurasiens, einschließlich Nordafrikas, Australiens, Neuguineas ((BEZZEL (1996), S. 216.))
- Lebensraum: Brutvogel überwiegend an nährstoffreichen Gewässern wie z.B. Seen, Teichen, langsamen Flüssen, aber auch an Kleingewässern. ((Vgl. BEZZEL (1996), S. 216.)) Im Winter auf größeren Gewässern oft in sehr großen Schwärmen. ((Vgl. STICHMANN (2005), S. 142/1.))
- Lebenserwartung: Bis 15 Jahre ((HUME (2016), S. 136.))
- Bevorzugte Nahrung: Allesfresser, aber abhängig von Angebot und Jahreszeit sehr unterschiedliche Nahrungsaufnahme. Im Sommer viel Schilf, aber auch Algen, Gras, Wasserpflanzen, Kleintiere, Insekten und deren Larven; im Winter auch Brotreste und Abfälle. ((Vgl. BEZZEL (1996), S. 216.))
- Fressfeinde: Greifvögel, Rabenvögel, Igel, Wanderratte, Waschbär, Fuchs, Wildschwein, bei Jungtieren auf dem Wasser auch der Hecht. ((Bundesamt für Naturschutz. http://www.natursportinfo.de/15174.html (Link leider nicht mehr verfügbar.) ))
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- Beobachtungszeitraum: Ganzjährig. ((Vgl. BALZARI | GRAF | GRIESOHN-PFLIEGER | GYGAX | LÜCKE (2013), S. 227.))
- Zugverhalten: Standvogel/Kurzstreckenzieher ((Vgl. BALZARI | GRAF | GRIESOHN-PFLIEGER | GYGAX | LÜCKE (2013), S. 226.))
- Brutzeit: Mitte April bis Mitte August. ((Vgl. BALZARI | GRAF | GRIESOHN-PFLIEGER | GYGAX | LÜCKE (2013), S. 227.))
- Anzahl Brutpaare Deutschland: Mind. 200 000 ((Vgl. BALZARI | GRAF | GRIESOHN-PFLIEGER | GYGAX | LÜCKE (2013), S. 226.))
- Gefährdet durch: Zerstörung der Brutplätze (Schilfbrände), Zerstörung der Ufer, intensive und häufige Störungen am Brutplatz, auch Wellengang durch beispielsweise Wassersport, zudem Massensterben durch Krankheiten wie Botulismus und starken Wurmbefall möglich. ((Bundesamt für Naturschutz. http://www.natursportinfo.de/15174.html (Link leider nicht mehr verfügbar) ))
- Gefährdungsgrad: Nicht gefährdet. ((Vgl. BALZARI | GRAF | GRIESOHN-PFLIEGER | GYGAX | LÜCKE (2013), S. 227.))
Lebensweise:
Das Blässhuhn ist ein äußerst anpassungsfähiger Vogel, der dem Menschen gegenüber örtlich sehr zutraulich werden kann. ((Vgl. STICHMANN (2005), S. 142/1.)) Zudem kann es auf Störungen durch Angler, Bootsfahrer oder Badegäste überraschend tolerant reagieren. ((Bundesamt für Naturschutz. http://www.natursportinfo.de/15174.html (Link leider nicht mehr verfügbar) )) Das Blässhuhn liebt nährstoffreiche Gewässer und seine starke Zunahme zeigt eine abnehmende Wassergüte an. Allerdings ist das Blässhuhn nicht die Ursache, sondern die Folge von Wasserverschmutzung, da es zum Beispiel durch das Abweiden von Algenrasen sogar zur Wasserreinigung beiträgt. ((Vgl. BEZZEL (1996), S. 219.))
Das Blässhuhn legt sein umfangreiches Nest aus Pflanzenmaterial im seichten Wasser oder am Ufer an, wo es an Halmen oder Ästen verankert wird. Oft wird ein schräger Aufgang eingebaut. Im April/Mai legt das Blässhuhn 5-10 hellgraue bis gelblichweiße Eier, die viele feine, rotbraune bis schwarze Punkte aufweisen. Die Eier werden 23-25 Tage bebrütet und die Jungen sind mit ca. 8 Wochen flugfähig. ((Vgl. BEZZEL (1996), S. 216.))
Besonderheiten:
Das Blässhuhn ist mitunter sehr aggressiv. Ihm wird häufig vorgeworfen, Enten zu vertreiben und sich negativ auf den Entenbestand eines Gewässers auszuwirken. Allerdings wird in der Literatur auch beschrieben, dass Enten ihre Nester verschiedentlich in der Nähe eines brütenden Blässhuhns anlegen, um von ihrem wachsamen „Nachbarn“ zu profitieren. ((Vgl. BEZZEL (1996), S. 217.))
Interessantes:
Seinen Namen erhielt das Blässhuhn (Blesshuhn) aufgrund seiner weißen Stirn (Blesse).
Nutzen für den Naturgarten:
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Das hilft dem Blässhuhn:
Ungestörte Uferbereiche mit Röhrichtvegetation. ((Bundesamt für Naturschutz. http://www.natursportinfo.de/15174.html (Link leider nicht mehr verfügbar) )) Im Winter werden an Futterstellen, die nicht weit vom Ufer entfernt liegen, Haferflocken, Äpfel, Körner etc. aufgenommen. ((Vgl. BERTHOLD/MOHR (2006), S.68.)) Eine Fütterung ist angesichts des regionalen Rückgangs des Blässhuhns gerechtfertigt, ((Vgl. BERTHOLD/MOHR (2006), S. 68.)) allerdings sollte auch in diesem Fall nicht direkt im/am Wasser gefüttert und zudem sichergestellt werden, dass von der zuständigen Gemeinde/Stadt kein Fütterungsverbot ausgesprochen wurde.
Das schadet dem Blässhuhn:
Zerstörung von Schilf- und Uferzonen. Zu intensive und/oder häufige Störungen am Brutplatz.
Auszeichnungen:
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Anmerkungen:
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Literaturhinweise
- BALZARI, CARL‘ ANTONIO | GRAF, ROLAND | GRIESOHN-PFLIEGER, THOMAS | GYGAX, ANDREAS | LÜCKE, ROBERT: Vogelarten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz – Nicht-Singvögel, Bern, Haupt Verlag (2013).
- BERTHOLD, PETER / MOHR; GABRIELE: Vögel füttern – aber richtig, Stuttgart, Franckh-Kosmos-Verlag, 2006.
- BEZZEL, EINHARD: BLV Handbuch Vögel, München, BLV Verlagsgesellschaft mbH, 1996.
- BURTON, ROBERT: Vögel im Garten, München, Dorling Kindersley-Verlag, 2004, 2008, 2013.
- HUME, ROB: Vögel in Europa, München, Dorling Kindersley Verlag GmbH, 2002, 2007, 2010, 2013, 2016.
- STICHMANN, WILFRIED: Der große Kosmos-Tierführer, Stuttgart, Franckh-Kosmos-Verlag, 2005.