Tierfindlinge im Garten stellen sich vermehrt ein, wenn dein Garten mit der Zeit immer attraktiver für die verschiedensten Tierarten wird. Denn dann halten diese sich zunehmend in deinem Garten auf und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass du eines Tages einen kleinen (oder großen) Tierfindling in deinem Garten entdecken wirst.
Dies kann ein aus dem Nest gefallener Hausrotschwanz sein, ein von der Katze verletztes Spitzmäuschen oder ein paar junge Eichhörnchen. Auch kleine Igel, die mitten im Winter noch draußen umherirren, werden häufig gefunden. Auch beim Nestbau kommt es immer wieder zu Komplikationen. So kann beispielsweise das Nest eines Zaunkönigs nicht ausreichend befestigt gewesen sein und ist vielleicht heruntergefallen. Aber selbst Tiere wie zum Beispiel ein durch den strengen Winter geschwächter Mäusebussard oder ein Gartenschläfer, der noch nicht selbstständig ist, aber seine Mutter verloren hat, stellen sich im Naturgarten immer wieder mal ein. Die Tierart mag variieren, eines bleibt jedoch immer gleich wichtig:
Zum Wohle des Tieres ist es wichtig, schnell die richtige Entscheidung zu treffen!
Tierfindlinge im Garten – Was tun im Notfall?
Und die richtige Entscheidung kann in vielen Situationen gerade für Laien sehr schwer zu fällen sein, da es keine allgemein gültige Regel gibt, die du immer befolgen kannst. Manchmal kann es richtig sein, ein gefundenes Jungtier unter genauer Beobachtung noch alleine zu lassen, um zu sehen, ob es nicht vielleicht doch noch von den Elterntieren versorgt wird. In anderen Situationen hingegen kann – natürlich abhängig von der Tierart – schnellstes Eingreifen gefragt sein.
Diesen Mäusebussard in der Abbildung rechts habe ich zum Beispiel im Winter aus einem Bach gezogen, da er mit gespreizten Flügeln rücklings auf dem Wasser trieb. In diesem Fall stand meine Entscheidung schnell fest: Rein in den Bach, dem armen Kerl einen Arm (dank Winterjacke gut gepolstert) hingestreckt und ihn mit dem anderen unter dem Rücken nach oben aus dem Wasser gedrückt. Da der Unglückspilz gut kooperierte und mit den Krallen kräftig zupackte, mussten wir uns nicht allzu lange im kalten Wasser aufhalten. Abgesehen davon, dass wir beide etwas nass wurden, hat also alles prima geklappt. Der Mäusebussard wurde danach übrigens tierärztlich versorgt und in der Wildvogel-Pflegestation Kirchwald e.V. aufgepäppelt. Ein, zwei Wochen später haben wir ihn wieder abgeholt und gesund bei uns in die Freiheit entlassen.
Da du kompetente Ansprechpartner im Notfall aufgrund von Öffnungszeiten etc. eventuell nicht immer sofort erreichst, gibt es glücklicherweise einige gute Seiten im Internet, die dir in einem Notfall weiterhelfen können. Damit du im Falle des Falles nicht lange suchen musst, findest du hier eine Liste mit Links zum Thema Tierfindlinge.
Solltest du vollkommener Laie sein und in deiner Nähe eine gute und professionelle Auffangstation für Wildtiere haben, dann empfiehlt es sich immer, deinen Tierfindling – nach Absprache mit den Verantwortlichen natürlich – dorthin zu bringen.
Ehrliche Bestandsaufnahme
Das Aufziehen von Tierfindlingen ist eine extrem herausfordernde Zeit, die sehr viel Zeit, Hingabe und natürlich auch finanzielle Investitionen von den Pflegeeltern verlangt. Mitunter so viel, dass dies nur unter ganz bestimmten Umständen realisierbar ist. Auch muss man darauf vorbereitet sein, dass alle Hingabe umsonst sein kann, wenn der kleine Findling die Pflegezeit nicht überlebt. Unterschätz nicht die Tatsache, wie sehr dir ein Tierfindling ans Herz wachsen kann.
Doch die wichtigste Frage, die du dir selbst stellen solltest, bleibt zum Wohle des Tieres:
Habe ich genug Wissen bzw. gute Wissensquellen, um die Bedürfnisse dieses kleinen Wesens für die nächsten Tage und Wochen decken zu können und verfüge ich über die notwendigen Ressourcen?
Wenn du diese Frage mit Ja beantworten kannst und es keine bessere Lösung für das Tier gibt, ist es mit Sicherheit besser, einen Versuch zu wagen anstatt ein hilfloses Tier seinem Schicksal zu überlassen. Manchmal wächst man einfach in eine solche Aufgabe hinein.
Bei allen Überlegungen und Einschränkungen soll natürlich auch nicht verschwiegen werden, dass eine Pflegschaft nicht nur Belastungen mit sich bringt, sondern ihre ganz eigenen erfüllenden Momente. Spätestens dann, wenn sich die Tür für den kleinen Findling wieder öffnet und er nach erfolgreicher Auswilderung zurück nach Hause in die Natur darf, haben sich die Mühen mehr als gelohnt.
Vorbeugen ist besser als Heilen
Schon Hippokrates wusste darum, dass Vorsorge sehr viel einfacher ist als Heilung. Ein Prinzip, das auch im Naturgarten seinen Platz finden sollte. Um Gefahren für die Tiere in deinem Garten so gut wie möglich zu reduzieren, kannst du Einiges tun. Hier findest du mehr Informationen zu Gefahren, die für Tiere im heimischen Garten lauern.
Darüber hinaus kannst du Wildtieren helfen, wenn dein Garten die grundlegenden Bedürfnisse von Tieren deckt. Solche Bedürfnisse sind unter anderem ein reiches Nahrungsangebot. Aber auch ausreichend Strukturen, die Schutz vor Fressfeinden bieten, sind im Naturgarten wichtig. Wenn es dann noch sichere Rückzugsorte für Phasen geringer Aktivität gibt, ist schon Einiges gewonnen.